Iphigenie auf Tauris |
Erstsendung (HR):
Samstag, 14.05.1978, 20.15-22.45 Uhr |
Regie:
Claus Paymann |
Dauer/
Bild:
150', Farbe |
Inhalt |
Die griechische Insel Tauris
(heute: Krim) einige Jahre nach dem Krieg um Troja. Iphigenie, die Tochter
Agamemnons und Klytamnästras, dient als Priesterin der Göttin Diana mit
großem Pflichtgefühl. Sie empfindet ihr gegenüber auch große Dankbarkeit,
hat aber - auf der Insel Tauris weilend - Heimweh. Ihr fehlt vor allem die
Familie, ihre Schwester Elektra und ihr Bruder Orest. Alle drei sind mit
einem Fluch belegt, nachdem es unter den Familienmitgliedern stets zu Gewalt
und Mord kommen kann. Orest hat seine Mutter als Vergeltung für den Tod
seines Vaters getötet und ist dem Wahnsinn nahe, weil er seitdem von Furien
aus der Unterwelt verfolgt wird. Es gibt nur einen Ausweg aus dieser
Situation: er muss seine Schwester Iphigenie zurück nach Griechenland
bringen, dann will Gott Appol ihn von dem Fluch erlösen ...
(Text © GP, Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Bis heute gehört Goethes Stück
zu den reichsten und schönsten Dichtungen, vollkommen in Sprache und
Gedankenreichtum. Aber schwer nachvollziehbar für den modernen Menschen.
Peymann suchte einen neuen Zugang zu dem unserer unharmonischen Gegenwart so
fernen Stück. Seine Stuttgarter Inszenierung ist ein vieldiskutiertes
Beispiel des modernen Regietheaters. - Die Erstausstrahlung erfolgte im
Dritten Programm Hessen, im HR-Nachtprogramm bereits am Samstag, 20. Mai
1978 wiederholt, im WDR gezeigt am Samstag, 10. März 1979, im NDR am
Freitag, 30. März 1979 und im ORF am Mittwoch, 28. März 1984, 22.30, FS 2,
im Rahmen der 'Kunststücke'. - Weitere Versionen: am 19.06.1956 und
14.04.1968 in der ARD und am 08.03.1979 im ORF.
Versionen des DDR-Fernsehens: am 01.01.1969, 18.06.1977 und 14.08.1982. |
Kritiken |
Die 'Zeit' schrieb zur
Theateraufführung am 25.11.1977 u.a.: "Peymann erreicht mit der Inszenierung
von Goethes „Iphigenie“ (vielleicht gegen seinen ursprünglichen Willen,
vielleicht durch die mörderischen, selbstmörderischen Aktionen der letzten
Wochen gedrängt) eine neue Qualität seiner Arbeit für das Theater,
unabhängig von der inszenatorischen und schauspielerischen Leistung. Solche
Ehrlichkeit (und Bescheidenheit) gegenüber einem Entwurf idealer
Menschlichkeit prägt die Inszenierung der „Iphigenie“. Zu vermitteln ist
nicht das zu Lebensregeln verfestigte Spruchgut dieses Dramas, sondern der
Zweifel an diesem in unmenschlicher Zeit erträumten und formulierten Appell
zu Menschlichkeit. Nichts anderes leistet diese Aufführung drei Stunden
lang, vom verstörenden Beginn mit der Schallplatten hörenden Iphigenie, bis
zum – ratlosen – Ende: Zwar schüttelt der Barbaren-König (Branko Samarovski)
der jungen Frau, die er vom Altar gern ins Ehebett geführt hätte, mit beiden
Händen die Rechte, wünscht auch, ohne allzu viel Kummer in der Kehle „Lebt
wohl!“ – aber Peymann wendet die kritische Haltung gegenüber der Mitwelt
auch auf Goethe an: Das darf’s doch nicht gewesen sein, daß die
Humanitäts-Arien gesungen werden von zivilisierten Menschen – auf Kosten des
Barbaren, der als geprellter Mann einsam zurückbleibt." |
Versionen im westdeutschen
und österreichischen Fernsehen |
Iphigenie
auf Tauris (1956, ARD)
Iphigenie auf Tauris (1968, ARD)
Iphigenie auf Tauris (1978, HR)
Iphigenie auf Tauris (1979, ORF) |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Iphigenie |
Kirsten Dene |
Thoas |
Branko Samarovski |
Orest |
Martin Schwab |
Pylades |
Gert Voss |
Arkas |
Hans Mahnke |
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Tragödie von |
Johann Wolfgang von Goethe |
Kamera |
Jochen Schlüter |
Bühnenbild |
Ilona Freyer |
Inszenierung |
Claus Peymann |
Aufzeichnung einer Aufführung des |
Württembergischen Staatstheaters Stuttgart 1977 |
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