Nora
Helmer |
Erstsendungen (ARD/ SR):
Sonntag, 03.02.1974, 20.15-22.00 Uhr |
Regie:
Rainer Werner Fassbinder |
Dauer/
Bild:
101' ca.,
Farbe |
Inhalt |
Weihnachten bei den Helmers. Man
feiert auch, dass Hausherr Torvald zum Bankdirektor befördert wurde. Torvards
Frau Nora, von ihrem Vater verwöhnt und unselbständig erzogen, ist trotz ihrer
drei Kinder selber noch kindlich - für Torvald mehr Spielzeug als
gleichberechtigte Partnerin. Genau das aber glaubte Nora zu sein, als sie vor
drei Jahren eine Unterschrift fälschte, um heimlich Geld für eine dringend
benötigte Kur ihres Mann zu beschaffen. Nun droht das Vergehen aufzufliegen ... (Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Wiederholt in der Reihe
'Klassiker, inszeniert für das Fernsehen' auf SWR am Donnerstag, 22. Juni
1978.
Bild und Funk 5/1974, Seite 38 zur Erstausstrahlung: "Fassbinder wollte
ursprünglich 'original Ibsen machen', bis er merkte, 'dass vieles für uns
doch nicht mehr stimmt'. Sachlich und unsentimental versucht er, die
sozialkritische Komponente und den zeitkritischen Bezug des Stückes zu
betonen. Die entscheidende Änderung im Gegensatz zu der Vorlage ist, dass
Nora ihren Mann nicht mehr verlässt, sondern dass sie bei ihm und ihren
Kindern bleibt. Diesen veränderten Schluss begründetet Fassbinder: 'Die
meisten Ehen bestehen weiter, obwohl sie eigentlich nicht mehr stimmen. Es
ist sehr selten, dass eine Frau ihren Mann in so einer Situation wirklich
verlässt. Die meisten Frauen kokettieren nur mit diesem Gedanken, und so
haben wir uns das auch bei Nora vorgestellt.' Die Rolle der Marie übernahm
Fassbinders Mutter Lilo Pempheit-Eder."
Gong 5/1974, Seite 40 zur Erstausstrahlung: "Die Wandlung der Nora vom
verspielten 'Weibchen' zur selbstbewusst handelnden Frau geschieht bei Ibsen
so schnell, dass man sie zwar als Emanzipationsmodell versteht, aber
psychologisch kaum nachvollziehen kann. Dieser Schwierigkeit versucht
Fassbinder dadurch zu entgehen, dass er seine Nora von Anfang an herber,
'erwachsener', weniger neckisch als üblich agieren lässt. Der Inszenierung
liegt eine moderne, erst vor wenigen Jahren bei Reclam in Leipzig
erschienene Ibsen-Übersetzung zugrunde." |
Kritik |
Gong 7/1974, Seite 17 gibt
drei (durchschnittlich) von sechs Punkten: "Ibsens 'Nora' hatte sich vom
naiven Püppchen zur emanzipierten Frau gewandelt. Rainer Werner Fassbinder
veränderte die Figur des norwegischen Dichters durchaus nach eigenen
Vorstellungen. So präsentierte er Margit Carstensen in der Rolle der Nora
als schön und unerreichbar. Auch sonst inszenierte er das Stück in einem ihm
eigenen Stil. Doch die karge Sprache, das distanzierte Spiel und die
unterkühlte Mimik gabem dem Drama eine für den Naturalismus untypische
Monotonie. Sie aber stand in kaum erträglichem Kontrast zum überladenen
Enterieur."
Hörzu 7/1974, Seite 119: "Man kann aber auch, wie Rainer Werner Fassbinder
bei Ibsens 'Nora Helmer', über die literarische Vorlage hinausgehen, ihr
eine neue, aktuellere Dimension geben und damit dem Zuschauer die
Identifikation erleichtern. Die Emanzipation wird sichtbar in der
gnadenlosen Demaskierung des Mannes, in einer bis zur Perversion betriebenen
Umkehrung der moralischen Ansprüche. Es ist beeindruckend, mit welcher
Sicherheit und Feinfühligkeit Fassbinder Aktionen auf das Notwendigste
reduziert, keine überflüssigen Bewegungen zulässt, Gespräche fast zu
Monologen stilisiert und dennoch eine ungeheure szenische Dichte erreicht.
Dazu eine beinahe marionettenhafte Disziplin der Schauspieler. Faszinierend:
Margit Carstensen in der Titelrolle."
Funkuhr 8/1974, Seite 19: "Rainer Werner Fassbinders Unternehmen, Ibsens
Nora neu aufzulegen, scheiterte im Artifiziellen. Ibsens Naturalismus wollte
sich nicht in Fassbinders bekanntes Regie-Strickmuster einpassen lassen. Da
blieb am Ende der fade Geschmack der Künstlichkeit." |
Verschiedene deutsche
Versionen |
13.01.1955 ARD: "Nora
oder Ein Puppenheim" (Regie: Hanns Farenburg)
29.06.1961 ARD: "Nora"
(Regie: Michael Kehlmann)
19.12.1965 ZDF: "Nora
oder Ein Puppenheim" (Regie: Imo Moszkowicz)
03.02.1974 ARD: "Nora
Helmer" (Regie: Rainer Werner Fassbinder) |
Stab |
|
Besetzung |
Aufnahmestab |
Nora |
Margit Carstensen |
Torvald |
Joachim Hansen |
Dr. Rank |
Klaus Löwitsch |
Krogstadt |
Ulli Lommel |
Frau Linde |
Barbara Valentin |
Marie |
Lilo Pempeit |
Helene |
Irm Hermann |
|
Schauspiel von |
Henrik Ibsen |
Deutsch von |
Bernhard Schulze |
Drehbuch |
Rainer Werner
Fassbinder |
Kamera |
Willi Raber
Wilfried Mier
Peter Weyrich
Gisela Loew
Hans Schugg |
Regieassistenz |
Fritz
Müller-Scherz
Rainer Langhaus |
Maske |
Maria Theres
List
Alois Woppmann |
Kostüme |
Barbara Baum |
Schnitt |
Anne-Marie
Bornheimer
Friedrich Niquet |
Ton |
Werner Maier |
Szenenbild |
Friedhelm Boehm |
Produktionsleitung |
Peter Wohlers |
Aufnahmeleitung |
Frank H.
Assmann
Volker Müller |
Redaktion |
Karlhans
Reuss |
Regie |
Rainer Werner Fassbinder |
Eine Produktion
der |
Telefilm Saar |
im Auftrag des |
Saarländischen Rundfunks |
und des |
ORF |
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