Stella |
Erstsendung (ARD/ SFB):
Donnerstag, 10.08.1967, 20.15-21.35 Uhr |
Regie:
Helmut Käutner |
Dauer/
Bild:
78', s/w |
Inhalt |
Stella, schön und jung,
wurde nach unbeschwerten Jahren plötzlich von ihrem Geliebten Fernando
verlassen. Nun hat die Baronesse Lucie als Gesellschafterin eingestellt,
freundet sich schnell mit deren Mutter Cäcilie an. Cäcilie hatte einen
ähnlichen Schicksalsschlag wie Stella zu verwinden: sie wurde einst nach
einer langen glücklichen Ehe von ihrem Gemahl sitzengelassen. Als
Stellas Geliebter unerwartet und voller Reue zurückkehrt, stellt sich
heraus, dass Fernando Cäciliens Mann und Lucies Vater ist ...
(Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
1806 erhielt das 1775
entstandene Stück entgegen der Urfassung, die mit einer Ehe zu dritt
endet, einen tragischen Schluss. Helmut Käutner zeigt in seiner
Fernsehinszenierung beide Enden. Wiederholt im BR-Abendprogramm am
Freitag, 31. August 1979. Sehbeteiligung bei der Erstausstrahlung: 35%,
Zuschauerurteil: gut (+4). Weitere Fernsehbearbeitungen: Am
24.04.1966
im ZDF als Aufzeichnung einer Aufführung des Württembergischen
Staatstheaters Stuttgart sowie am
29.01.1954 und am
14.03.1982
in der ARD. Am Sonntag, 29. August 1982 zeigte das DDR-Fernsehen eine
Version mit Bärbel Bolle, Michael Gwisdek, Jutta Hoffmann, Jürgen Holtz,
Horst Lebinsky, Fritz Marquardt, Christine Rühlmann und Jutta Wachowiak.
Regie: Thomas Langhoff. |
Kritik |
Die 'Zeit' schrieb am 18.
August 1967: "Goethes „Stella“, eine im Moritat-Stil durchgeführte
Meditation über das Thema der Ehe zu dritt, wurde von Helmut Käutner adäquat
inszeniert. Kintopp und Klassizität, das Melodramatische und das Sentenziöse
sahen sich in schöner Weise vereint. Man spielte Goethe und man spielte
Vulpius, Frau Matz gab der Baronesse mit dem Sinn für die Leidenschaft und
dem Sinn für das Karitative, der Titelheldin also, Kontur. Sie war die
rechte Besetzung; die Kamera huschte von Mütterchens Kopf auf des
schnippischen Töchterleins Busen; in der Ferne leuchteten Schloß, Altane und
Park als freundliche Operetten-Kulisse, und auch das schien dem Stück, in
dem das Wörtchen just den Protagonisten-Part spielt, in jeder Weise gemäß.
Auf der anderen Seite aber war Helmut Käutner bedacht, die Kitsch-Elemente
nicht gar zu naturalistisch wiederzugeben: Herrlich sprach man die
Goetheschen Sätze, orakelte zärtlich über die glücklichen Tage der
rosenfarbenen Zerstreuung, die stürmische Leidenschaft, die sich den Nerven
mitteilt, und die lange wunderbare Verwirrung, an deren Inszenierung sich
das Dreigespann Cäcilie, Fernando und Stella mit so viel Charme und Güte
beteiligt. Kurzum, es kamen alle auf ihre Kosten: Die Freunde des
Heiderösleins und jene Goethe-Verehrer, die ein Werk angemessen
interpretiert sahen, das wie kein anderes dem Zeitgeschmack frönt. Käutner
ließ ausspielen, wo es ums Atmosphärische ging, und er hielt bedachtsam
zurück, wenn Gesten mehr als angedeutet und Sätze eher realistisch
ausgesprochen denn markiert werden wollten. So ergab sich ein Spiel der
Balance, eine dialektische Ergänzung von Malerei und zartester Zeichnung,
die nur an einem einzigen Punkt, dort nämlich bedroht wurde, wo Käutner
seinem Prinzip untreu wurde und die Monologe – statt sie
konsequent-antinaturalistisch zitieren zu lassen – den geschlossenen Mündern
der Darstellenden unterlegte: Verwegen gestikulierend hatten die Armen den
Gedankentext glaubhaft zu machen. Um so vortrefflicher demgegenüber die
Auffassung der Postmeisterin: Wo hart gearbeitet wird, hat der Mensch keine
Zeit, sich dem schönen Gefühl hinzugeben. Ein Anflug von Sozialkritik: Geld
und gesellschaftlicher Rang bestimmen die Intensität der Trauergefühle. Sein
formt das Bewußtsein, die reiche Baronesse kultiviert ihre Liebe zum
treulosen Mann, die verarmte Cäcilie ideologisiert den Flüchtling Fernando,
die Postmeisters-Witwe vergißt beim Gläserspülen den Schmerz. Der Zuschauer
hatte Gelegenheit, Fassung 1 und Fassung 2, die freundliche
Graf-von-Gleichen-Lösung und das Schauer-Finale mit Gift und Pistol in
kritischem Vergleich zu analysieren. Zu dieser Inszenierung gehörte die
Pause. Der Plan, beide Schluß-Versionen der „Stella“ zu zeigen, ein
richtiger Plan, wurde durch die mangelnde Zäsur zur nächsten Sendung ad
absurdum geführt. Daß keine Pause eintrat hieß: Betrachter sind Konsumenten,
sind Objekte, sind dumm. Man darf ihnen gegenüber inhuman sein."
Hörzu 35/1967, Seite 10: "Der lange heiße Sommer. [...] und da wurde
schließlich eine missglückte Käutner-Inszenierung von Goethes 'Stella'
pflichtgesendet. (Kein Mensch wird je ergründen können, was ausgerechnet
diesem Stück die Ehre verschaffte, zweimal hintereinander auf den Bildschirm
zu kommen). Mit einem Wort: Sommerschlussverkauf!"
Hörzu 36/1967, Seite 8, Leserbriefe: "Goethes Schauspiel war die beste
Sendung seit langer Zeit." "Hervorragend Johanna Matz, Gisela Mattishent und
Sebastian Fischer. Die nervöse Unruhe der Kamera und die Liebesszenen in
Großaufnahme waren unnötig und diesem Werk nicht angemessen." "Eine
eindrucksvolle Aufführung und eine bemerkenswerte Form, dem Fernsehzuschauer
einen Klassiker zu verdeutlichen." "Regisseur Käutner führte mit beiden
Schlussfassungen des Stückes Schultheater vor - und zwar wie man es nicht
machen sollte! Ein Deklamieren des wunderschönen Textes ohne inneres
Engangement." "'Stella' in beiden Versionen war eine vollkommene Leistung."
Gong 34/1979, Seite 66 zitiert zur BR-Wiederholung die Süddeutsche Zeitung:
"Die Aufführung selbst blieb harmlos. Eher hübsch als rein und groß
gespielt.´" |
Stab |
|
Besetzung |
Aufnahmestab |
Stella |
Johanna Matz |
Cäcilie |
Gisela Mattishent |
Fernando |
Sebastian Fischer |
Lucie |
Ulli Philipp |
Verwalter |
Martin Hirthe |
Postmeisterin |
Carla Hagen |
Annchen |
Susanne Uhlen |
Karl |
Ronald Nitschke |
Erster Bedienter |
Theodor Rocholl |
Zweiter Bedienter |
Rolf Zacher |
Postillion |
Hans Werner Bussinger |
|
Ein Schauspiel für Liebende von |
Johann Wolfgang von Goethe |
Kamera |
Willi
Kuhle |
Kameramänner |
Günter
Hertel
Ernst Hofreter
Michael Hopf
Jupp Steiof |
Bildtechnik |
Karl-Heinz Hering |
Schnitt |
Monika
Arens |
Schnittassistenz |
Walter Baumgartner |
Ton |
Harry
Utikal |
Kostüme |
Hans
Redlbach |
Maske |
Horst
Mühlbrandt |
Regieassistenz |
Erica Balqué
Walter Baumgartner |
Requisiten |
Georg
Dorschky
Karl-Heinz Rupp |
Aufnahmeleitung |
Manfred Dölle
Ernst Thomas |
Produktionsleitung |
Kurt Kramer |
Produktion |
Georg A.
Schaaffs |
Szenenbild und Regie |
Helmut Käutner |
eine
Produktion des |
SFB |
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