Lumpazivagabundus |
Erstsendung (ARD/ WDR):
Sonntag, 10.09.1967, 20.15-21.45 Uhr |
Regie:
Edwin Zbonek |
Dauer/
Bild:
85', Farbe |
Inhalt |
Die drei Gesellen Knieriem, ein
Schuster mit unstillbarem Durst nach 'G'mischten', Zwirn, ein windiger
Schneider, der allen Verlockungen erliegt und Leim, ein Tischler, der nur von
der hübschen Tochter seines Meisters Hobelmann schwärmt, ziehen gemeinsam durchs
Land. Die drei zechen zusammen, übernachten in Herbergen und träumen alle von
derselben Glückszahl, die ihnen prompt im Lotteriespiel den Hauptgewinn bringt.
Bevor sie als wohlhabende Männer auseinandergehen, verabreden sie, sich in einem
Jahr bei Meister Hobelmann in Wien wiederzutreffen, wo Leim als Schwiegersohn
leben wird. Wie vorauszusehen, bringen Knieriem und Zwirn im Lauf dieses Jahres
ihren Gewinn durch, während Leim weiß, wie er seinen Besitz vermehren kann. Als
die beiden - arm wie bei ihrer ersten Begegnung - nach Jahresfrist in Wien
auftauchen, will Leim ihnen helfen. Doch Knieriem und Zwirn zieht es schnell
wieder in die Welt hinaus ... (Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Nestroys
1833 uraufgeführte Zauberposse vom bösen Geist und dem liederlichen
Kleeblatt dürfte das bekannteste und beliebteste Werk des Meisters des
Wiener Volkstheaters sein. Diese Fernseheinrichtung (entstanden 1965 und in
Österreich als Kinofilm gezeigt) beruht auf einer Inszenierung des Theaters
in der Josefstadt, die im Oktober 1964 Premiere hatte, die Presse feierte
damals die drei Hauptdarsteller als Idealbesetzung. Für das Farbfernsehen
wurde im 'Grünen' gedreht, in Wald, Feld, vor alten Schlössern und
Bürgerhäusern. - Hörzu 37/1967, Seite 41: Der Farbfernsehfilm galt nach
Meinung der Fachleute als unsendbar: Die Kopie war stellenweise viel zu
dunkel für den abtastenden Elektronenstrahl. Der Kontrollbildschirm blieb
schwarz. Erst nach langwierigen Tests im Farblabor konnte ein eilends
herbeizitierter Mitarbeiter der Kopieranstalt mit genauer Order wieder nach
Wien zurückreisen. Eine neue Kopie, bei der das Dunkel erheblich gelichtet
war, erfüllte endlich die Forderungen der Farbexperten. Das Ergebnis gilt
nun als 'sehr zufriedenstellend'. - Frühere Versionen zeigte die ARD am
08.08.1953
und der ORF am
26.08.1962.
"Nicht Film und nicht Theater-Aufzeichnung … Helmut Qualtinger spielt zwar
den Knieriem grandios, aber sein vom Weltuntergang räsonierender Saufaus ist
eine bedrückend echte Trinkerstudie geworden, böse, unappetitlich wirkend in
ihrem Realismus … sicher ist Nestroy weniger harmlos, aber so eindeutig
abstoßende Figuren, wie Qualtinger eine macht, hat er bestimmt nicht
beabsichtigt …", so schrieb eine Wiener Tageszeitung pars pro toto über die
als provokant empfundene Lumpazivagabundus-Adaption der ehemaligen
Filmregie-Hoffnung. Auch oder gerade aus heutiger positiver Sicht: eine
verfremdete Nestroy-Verfilmung des Theater-Enthusiasten und Cineasten Edwin
Zbonek. |
Kritiken |
Bild + Funk
39/1967, Seite 14 gibt zwei (schwach) von fünf Sternen: "Die Regie ging
eigene Wege. Nestroys Geister, Feen und Fortuna war gestrichen. Dadurch ging
viel vom ursprünglichen Zauber der Posse verloren. Auch der Schluss war
geändert: Knieriem (eine saftige Qualtinger-Partie) und Zwirn bleiben
zeitlebens bei Wein, Weib und Gesang. Es fällt schwer, dieser Nestroy-fernen
Fassung die lohnende Anerkennung zu zollen."
Hörzu 39/1967, Seite 12: "[...] Die Einlagen à la Vorstadtbrettl waren etwas
zu gedehnt, die verfilmten Erzählungen des Zwirn ein Deut zuviel. Denn das
Gesicht von Sowinetz ist eine viel possierlichere Landschaft, auf der es
sich herrlich wandern lässt. Wo gibt es heute noch ein Paar, dass sich so
nestroyisch ergänzt, wie Helmut Qualtinger und Kurt Sowinetz? Diese virtuose
Gestik, dieses kecke, lüsterne Spiel des Zwirn ist von umwerfender Komik. Da
wird auch nicht ein Gag verspielt, da fällt nicht ein wichtiges Wort unter
den Tisch. Und dieser Knieriem! Bei Qualtinger ist er nicht nur der ewig
betrunkene Schuster, ein Bruder Liederjan mit Gefühl für G'mischte - aus
seinen stierigen Augen blickt dann und wann die alkoholisierte Anarchie. Wo
Sowinetz und Qualtinger agieren, wird die Posse zum Tribunal. Und es bleibt
einem manchmal der Kiekser im Halse stecken."
Gong 40/1967, Seite 71: "Und wieder ein verpfuschter Nestroy - und dazu noch
aus seiner Heimat, aus Wien und dazu noch in der Verantwortung eines
ehemaligen Theater- und Filmkritikers, des jetzigen Regisseurs Edwin Zbonek.
Wo blieb da 'die Moral von der Geschicht' in diesem unverbindlichen, mehr
operetten- als possenhaft dargebotenen Farbfilm!? Kaum etwas von Weltschmerz
und Weltekel, von Lebensangst und Lebensgier ... Vermutlich wurde der Grund
dazu bereits damit gelegt, dass man die irreale Rahmenhandlung schnitt. Und
leider war das, was übrigblieb, nicht einmal sehr lustig. Nach dem sehr
flauen und breiten Anfang kam es wenigstens bei den Erlebnissen des
plötzlich reich gewordenen 'liederlichen Kleeblatts' ein wenig auf Touren
und erreichte am Schluss in der Begegnung Knieriems und Zwirns mit Leim
einen gewissen Höhepunkt."
Schalt ein 40/1967, Seite 35: "[...] In Helmut Qualtinger, Kurt Sowinetz und
Alfred Böhm hatte der Regisseur eine Idealbesetzung. Mit Rücksicht auf die
'Farbe' hatte man viele Szenen 'nach draußen' verlegt - sehr zum Vorteil des
Stückes, das dadurch moderner und realistischer wirkte." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Knieriem, ein Schustergeselle |
Helmut Qualtinger |
Zwirn, ein Schneidergeselle |
Kurt Sowinetz |
Leim, ein Tischlergeselle |
Alfred Böhm |
Pantsch, der Wirt |
Theodor Prokop |
Strudl, Gastwirt in Wien |
Eduard Fuchs |
Anastasie, seine Frau |
Gabriele Herbst |
Hobelmann, Tischlermeister in Wien |
Rudolf Rösner |
Pepi, seine Tochter |
Luzi Neudecker |
Herr von Windwachel |
Kurt Sobotka |
Herr von Lüftig |
Karl Hellmich |
Signora Palpit |
Lotte Lang |
Camilla, ihre Tochter |
Kitty Speiser |
Laura, ihre Tochter |
Marianne Chappuis |
Faßl, Oberknecht im Brauhaus |
Günther Lass |
Sepherl, Kellnerin |
Ulrike Thiel |
Hannerl, Kellnerin |
Rita Zimmer |
Ein Hausierer |
Josef Menschik |
Ein Tischlergeselle |
Hannes Brandl |
Gertrud, Haushälterin bei Hobelmann |
Hilde Pfaudler |
Reserl, Magd daselbst |
Elfriede Ramhapp |
Bedienter bei Zwirn |
Ralph Boddenhuser |
Zweiter Bedienter bei Zwirn |
Egon Kozna |
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Posse von |
Johann Nestroy |
Bearbeitung |
Hans Weigel
Edwin Zbonek |
Musik und musikalische Bearbeitung |
Adolf Müller
Gustav Zelibor |
Szenenbild |
Werner Schlichting |
Kamera |
Günther Anders |
Regie |
Edwin Zbonek |
Eine
Produktion des |
WDR |
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