Die Krimihomepage | Das deutschsprachige Fernsehkriminalspiel | 1968 | Immer nur Mordgeschichten

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Immer nur Mordgeschichten

Erstsendung (ARD):
Donnerstag, 11.07.1968, 20.15-22.15 Uhr

Regie:
Wilhelm Semmelroth

Dauer:
115'19''

Inhalt

Barbara Manson, die Leiterin der Werbeabteilung einer Londoner Modefirma, lebt nur für ihren Beruf und hat kaum ein Privatleben. Eines Tages lernt sie im Wachsfigurenkabinett der Madame Tussaud Mister Paris Belmont kennen, der sie mit seiner Art verzaubert. Noch am selben Abend sucht er sie in ihrem Büro auf und gesteht ihr, dass er sich in sie verliebt habe und er sie heiraten wolle. Es war Liebe auf den ersten Blick, ein coup de foudre, ein Blitzschlag, wie es die Franzosen und Mr. Belmont nennen. Dann geht alles genauso blitzschnell: Barbara gibt ihren Job auf und die beiden heiraten. Sie ziehen in ein einsam gelegenes Landhaus in Cornwall, wo sie fernab jeglicher Zivilisation leben. Gelegentlich schaut der Lebensmittelhändler Tregembo vorbei sowie die etwas entfernter wohnenden Nachbarn George und Helen Statten, die ein Faible für Mordgeschichten haben. Nach und nach ereignen sich seltsame Dinge: am Kamin steht eine Urne, Paris hat eine Druckmaschine in einem Zimmer stehen und besitzt einen Tonbrandofen. Außerdem besitzt das Haus einen Schlachthof. Im Schlafzimmer entdeckt Barbara einen verschlossenen Damenkoffer, der die Initialen MB trägt. Nach und nach erfährt sie, dass sie nicht die erste Ehefrau von Paris ist. Er war schon einmal verheiratet, doch nach nur 2 1/2 Monaten ist die erste Frau, die Marion hieß, spurlos verschwunden. Ihre Initialen passen zu jenen auf dem Koffer. Einstweilen formt Paris schon die nächste Urne aus Ton und langsam aber sicher fügt sich alles zu einem grausamen Bild zusammen... (Text © GP, Die Krimihomepage)

Kritik

Regisseur Wilhelm Semmelroth ist ein ausgezeichneter TV-Film gelungen, der eigentlich - vom Inhalt her - auch zu einem großen Kinopsychothriller nach französischem Vorbild ausgebaut werden hätte können. Ganz subtil und langsam baut er die Spannung auf: was als amüsante Liebesgeschichte beginnt endet als Psychothriller. Nach und nach lässt er Zweifel an der Aufrichtigkeit von Mr. Belmont aufkommen und schon lange bevor die etwas naive Ehefrau bemerkt, dass etwas nicht stimmt, lässt er den Zuschauer bereits vermuten, dass der nette Ehemann ein fieser Mörder ist und dass er nur Schlechtes mit seiner Frau im Sinn hat. Zunächst steht da eine Urne am Kamin, dann taucht ein Topf mit Arsen auf, unbezahlte Schuldscheine und ungedeckte Schecks, der Koffer der verschwundenen ersten Frau usw. Kurze Zeit später wird jeder Verdacht durch einen kleinen Hinweis verstärkt oder auch entkräftet, so dass der Zuschauer sich dann doch nicht mehr so sicher ist. Am Ende kommt es dann doch noch zu einem Knalleffekt, mit dem man nicht gerechnet hat. Eine tolle schauspielerische Leistung von Krista Keller und Sieghardt Rupp! Eine hervorragende Inszenierung und ein gelungener Soundtrack von Semmelroths Stammkomponisten Hans Jönsson. (Text © GP, Die Krimihomepage)
Bild + Funk 30/1968, Seite 11 gibt drei (durchschnittlich) von fünf Sternen: Die Sache kam nur zäh in Fluss. Es kribbelte in der Gähnmuskulatur, während man allmählich die Zuversicht verlor, dass aus dem Ding noch ein Krimi wird. Indes diente diese hinhaltende Methode doch noch der Erzeugung von Spannung; es hat sogar mal geknistert. Die Hauptakteure spielten ordentlich, wobei man sich den 'Mörder' etwas hintergründiger gewünscht hätte. Zwei Stunden waren zu lang für den Stoff. Und der Schluss war zu fad.
Hörzu 30/1968, Seite 12: Als seltsames Mischding von Komödie, Krimi und Gruselgeschichte entpuppte sich das Spiel. Wilhelm Semmelroth hatte das recht gemütlich inszeniert. Immer wieder stand die Kamera lange, lange auf schön breit ausgespielte Kussszenen oder auf einer geheimnisvollen Urne - seht, seht! Genussvoll ausgekostete Situationen reihten sich aneinander. So brachte es das Stück auf zwei Stunden Dauer, und das war zuviel! Denn die Spannungssteigerung war mäßig. Sie beruhte fast nur auf der wachsenden Neugier, wie dies Hin und Her vom Küssen und Schmusen zum Sich-Belauern enden würde. Nun, es endete mit einer Doppelpointe. Krista Keller, elegant und schön, spielte die weibliche Hauptrolle so, dass der Zuschauer bereit war, um ihr Leben zu bangen. Ausgezeichnet die trockene Art, wie ihr Partner Sieghardt Rupp seine schillernde Rolle meisterte. Eine gute Leistung.
Hörzu 31/1968, Seite 10, Leserbriefe: "Es geht also auch ohne die Leiche in der Badewanne, ohne den messerbewehrten Mörder hinter der Schlafzimmertür und auch ohne den viel zu gut aussehenden Detektiv, der mit einem hinreißenden Lächeln sein Leben aufs Spiel setzt. Eine glaubhafte, originelle Handlung, eine wirklichkeitsnahe Darstellung und etwas psychologisches Einfühlungsvermögen des Autors verschaffen viel eher die so angenehme Gänsehaut. Wie dieses Stück bewiesen hat. Die Herren Hitchcock und Durbridge hätten davon etwas lernen können." - "Der sonst immer so verruchte Friedrich Joloff erschien diesmal als Deus ex machina am Schluss und entwirrte mit sanfter Stimme den gordischen Knoten." - "Es wäre ein Jammer, wenn Friedrich Joloff - wie wir vor längerer Zeit lasen - im afrikanischen Busch bliebe. Wir schätzen an ihm vor allem seine diskrete Darstellung."

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

"Ashes to Ashes" ist der Originaltitel des Skripts von Marc Brandel (1919-1994). Das Drehbuch des britischen Autors, der unter anderem auch für die BBC-Serie "Paul Temple" mit Francis Matthews schrieb, wurde bereits 1965 für die BBC-Sendereihe "The Wednesday Play" unter der Regie von Alan Cooke mit Toby Robins als Barbara und Scott Forbes als Paris verfilmt (BBC-Erstsendung: Donnerstag, 10.02.1965, 21.25-22.50 Uhr). Mit nur 75 Minuten war das Stück bedeutend kürzer, als die deutsche Fassung, die Regisseur Wilhelm Semmelroth bearbeitete. Semmelroth (1914-1992) war durch seinen langjährigen Aufenthalt in Großbritannien während des Krieges sehr anglophil und hatte - neben der Liebe zu Klassikern - ein Faible für englische Stoffe. Er arbeitete zunächst für BBC Deutschland und kam 1946 zum NWDR in Köln, wo er für klassische Hörspiele verantwortlich zeichnete, aber eben auch Francis Durbridge und damit die bei der BBC so erfolgreichen Paul Temple-Hörspiele nach Deutschland holte. Ab 1958 führte er Regie im Fernsehen, 1960 wurde er zum Leiter Fernsehspiel beim WDR bestellt. In dieser Funktion produzierte er Klassiker wie "Am grünen Strand der Spree" (1960, 5 Teile, Regie: Fritz Umgelter), "Zu viele Köche" (1960 nach Rex Stout, Regie: Kurt Wilhelm (1923-2009)) oder eben die Durbridge-Klassiker "Das Halstuch" (1961), "Tim Frazer" (1962) und "Die Schlüssel" (1964). Immer wieder arbeitete er auch als Regisseur: so inszenierte er Filme wie "Nur eine Karaffe" (1962), "Die Nibelungen" (1967) oder "Goya" (1969). Weitere TV-Krimis waren "Tod nach Mitternacht" (1970) und "Eine Tote soll ermordet werden" (1972). Bekannt wurde er aber durch die Straßenfeger der 70er, Verfilmungen klassischer Kriminalromane, die er zwischen 1971 und 1979 stets als Mehrteiler konzipierte. Konkret handelt es sich dabei um: "Die Frau in Weiß" (1971 nach Wilkie Collins, 3 Teile), "Der rote Schal" (1973 nach Wilkie Collins, 3 Teile), "Der Monddiamant" (1974 nach Wilkie Collins, 2 Teile), "Der Strick um den Hals" (1975 nach Émile Gaboriau, 3 Teile), "Die Affäre Lerouge" (1976 nach Émile Gaboriau, 2 Teile), "Onkel Silas" (1977 nach Sheridan LeFanu, 2 Teile), "Lady Audleys Geheimnis" (1978 nach Mary Elizabeth Braddon, 2 Teile) und "Lucilla" (1979 nach Wilkie Collins, 2 Teile). Semmelroth arbeitete gerne mit den selben Leuten sowohl vor als auch hinter der Kamera. Mit Kameramann Hans Braun, der hier die Kamera führte, arbeitete er dann nochmals bei einigen Straßenfegern der 1970er sowie bei "Tod nach Mitternacht" zusammen, Hans Jönsson (1913-1993) hatte Semmelroth bereits für die Vertonung sämtlicher WDR-Paul-Temple-Hörspiele geholt, vertraute ihm die Musik zu "Das Halstuch" und "Tim Frazer" an und ließ ihn den Soundtrack zu sämtlichen 70er-Klassiker-Verfilmungen schreiben. Der Film "Immer nur Mordgeschichten", dessen Titel sich auf die Krimileidenschaft der Nachbarn Helen und George Statten bezieht, wurde damals ab 18 Jahren empfohlen. Gedreht wurde er allerdings nicht in England (obwohl einige London-Außenaufnahmen zu sehen sind), sondern auf der Ostseeinsel Fehmarn. Der Gong berichtete damals über die Dreharbeiten wie folgt: "Mit Schwierigkeiten ganz besonderer Art hatte das Team bei den Außenaufnahmen zu diesem Fernsehspiel zu kämpfen. Es wurde auf der Ostseeinsel Fehmarn gedreht, und der Regisseur wollte "Szenen auf einem Hof in völliger Einsamkeit und Verlassenheit" drehen. Doch die Natur machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Wespen stürzten sich auf die Fernsehleute, stachen Schauspieler und setzten sich aufs Mikrofon, was düsenjägerähnliche Geräusche hervorrief. Als endlich gedreht werden konnte, krähte ein Hahn. Bei jeder neuen Einstellung meldete er sich erneut, und seine Hennen begannen Eier zu legen. Verzweifelt stöhnte Regisseur Semmelroth: "Hier kann man höchstens Zuckmayer verfilmen." In einer Nebenrolle spielt übrigens Thekla Carola Wied mit, die im Abspann noch als Thekla Wiedmann aufgeführt wird. Krista Keller (geboren 1931), die eigentlich durch ihre Heirat mit dem italienischen Fürsten Rosso di Cerami Krista di Cerami-Keller hieß, starb 1988 und war auch eine sehr aktive Theaterregisseurin. Krimifans ist sie durch Auftritte in den Serienklassikern "Der Kommissar", "Sonderdezernat K1", "Derrick", "Tatort" und "Der Alte" bekannt. Der österreichische Schauspieler Sieghardt Rupp (ebenfalls 1931 geboren) spielte überwiegend Schurkenrollen und wirkte so auch in einigen europäischen Großproduktionen wie "La grande vadrouille-Die große Sause" (1965 mit Louis de Funès (dem bis "Willkommen bei den Sch'tis" (2007) erfolgreichsten französischen Kinofilm aller Zeiten)) oder "Per un pugno di dollari-Für eine Handvoll Dollar" (1964, Regie: Sergio Leone) mit. Seine größten Erfolg im deutschen Fernsehen hatte er aber zweifellos als Tatort-Zollfahnder Kressin, den er insgesamt nur sieben Mal (samt Gastkommissar-Auftritt) verkörperte und der ihn dennoch zum Kultkommissar avancieren ließ. (Text © GP, Die Krimihomepage)

Bilder (sämtliche Bilder mit freundlicher Genehmigung von Pidax)

 

 
Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Barbara M. Manson Krista Keller
Paris Belmont Sieghardt Rupp
Helen Statten Hildegard Jacob
George Statten Friedrich Joloff
Olga Ilse Strambowski
Reilly Heinz Jörnhoff
Tregembo Arno Görke
Judy Thekla Wiedmann
(=Thekla Carola Wied)
Max Heino Cohrs
Bascombe Kurt Schmidt-Schindler
Harold Olaf Ploetz
von Marc Brandel
deutsch von Irene Dodel
Horst van Diemen
Bearbeitung Wilhelm Semmelroth
Musik Hans Jönsson
Ton Karl Marnach
Franz-Josef Zimmermann
Bildtechnik Roland Freyberger
Bildschnitt Helga Egelhofer
Filmschnitt Alexandra Anatra
Regieassistenz Gaston Bart-Williams
Aufnahmeleitung Wolfgang Sperling
Kamera Hans Braun
Otto Heinrich
Günter Bading
Werner Hoffmann
Hanns-Jürgen Prechtl
Raphael Eisenmann
Kostüme Brigitte Scholz
Szenenbild Alfred Kuenzer
Produktionsleitung Harry Schneider
Regie Wilhelm Semmelroth
Eine Sendung des WDR

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 14.11.2016

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