Christoph Kolumbus
oder
Die Entdeckung Amerikas |
Erstsendung (ARD/ HR):
Sonntag, 07.09.1969, 20.15-21.45 Uhr |
Regie:
Helmut Käutner |
Dauer/
Bild:
88’02‘‘, Farbe |
Inhalt |
1.
Variante: Mit dem Staatshaushalt im Spanien des Jahres 1492 sieht es
schlecht aus. Marode Kassen und finanzielle Engpässe bereiten Königin
Isabella (Margot Trooger) große Sorgen. Der Dame, die eine Schwäche für
charmante junge Männer hat, kommt da die Idee eines gewissen Christoph
Kolumbus (Karl Michael Vogler) gerade recht: dieser will nach Indien
reisen und unter der Bedingung, dass er Vizekönig wird, das Land
erobern. Warum also nicht fremde und weit entfernte Völker unterwerfen,
um genügend Geld in die spanische Kasse bringen? Gesagt, getan. Kolumbus
sticht mit der Santa Maria in See und erreicht nach einer
ereignisreichen Überfahrt am 12. August die Neue Welt. In seiner
Begleitung befindet sich der königliche Geldkommissar (Klaus
Schwarzkopf), der sogleich für die finanzielle Ordnung sorgen soll. Die
Eingeborenen erscheinen Kolumbus mehr als rückständig, was man von den
Mädchen wiederum nicht gerade behaupten kann. Schon am ersten Abend wird
er von der bildhübschen Anacoana (Hannelore Elsner) verführt. Zurück in
Spanien begeistern die Entdeckungen des Seefahrers: man raucht am Hofe
nunmehr Tabak und die aus der neu entdeckten Pflanze zubereiteten
Kartoffelpuffer werden des Königs (Theo Lingen) neue Leibspeise. Da ist
es gar nicht so schlimm, dass versehentlich Amerika und nicht Indien
entdeckt wurde...
2. Variante: Die verrückte Idee des Christoph Kolumbus (Karl
Michael Vogler) nach Indien zu reisen lässt sich nur realisieren, weil
die spanische Staatskasse leer ist und sich die regierende Königin
Isabella (Margot Trooger) von dem charmanten, profitstrebenden Sohn
eines armen Webers bezirzen lässt. Mit dem Hintergedanken, die
Herrscherin über neues Land zu sein und gleichzeitig die maroden
Finanzen etwas aufpolieren zu können, erteilt Isabella dem Seefahrer
Kolumbus den Auftrag für die spanische Krone in See zu stechen. Mit an
Bord ist natürlich ein Finanzinspektor (Klaus Schwarzkopf), der die
Einnahmen kontrollieren soll. Mit der Santa Maria sticht man in See und
verbringt mehrere, teils verzweifelte Wochen auf See. Zweieinhalb Monate
braucht man, ehe am 12. August 1492 Land in Sicht ist. Die Neue Welt
erscheint Kolumbus jedoch mehr als seltsam und zutiefst rückständig.
Gott sei Dank kann man das von den Mädchen (u. a. Hannelore Elsner)
nicht behaupten …
(Texte ©
GP,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Im ORF gezeigt am Mittwoch, 4.
Februar 1970, 21.15 - 22.45 Uhr, FS 1. Wiederholt im ARD-Abendprogramm am
Dienstag, 17.08.1971, 21.00 Uhr und im HR-Abendprogramm am Samstag,
10.04.1976. Sehbeteiligung bei der Erstausstrahlung: sehr gut (48%),
Zuschauerurteil: gut (+3).
Käutner inszenierte mit diesem
TV-Film das einzige Theaterstück des großen deutschen Satirikers Kurt
Tucholsky für das Fernsehen. Die Kolumbus-Persiflage ist voller
zeitkritischer Anspielungen und Anachronismen und wurde von Käutner
überarbeitet, aufpoliert, aktualisiert und farbenfroh in Szene gesetzt. |
Kritiken |
Hörzu 38/1969, Seite 12:
"[...] Ein genießbarer Vier-Köche-Pudding für bescheidenen
Unterhaltungsanspruch. Zuviel Schreiner und Käutner allerdings - zuwenig
Tucholsky. Ob der größte deutsche Satiriker mit diesem 'Kolumbus redivivus'
zufrieden gewesen wäre?"
Gong 39/1969, Seite 109: "Eine Seltenheit, aber keine Entdeckung. [...] Die
Neufassung hatte sich um ein paar zeitkritische Seitenhiebe bemüht, ohne den
Kalauer zu verabscheuen. Helmut Käutner hatte das historische Kabarett zu
Beginn auch recht munter inszeniert, aber dann machten sich mehr und mehr
die Längen des Stücks bemerkbar, die die Kurzweil schmälerten. Als des
Kolumbus' Schiff in Amerika ankam, herrschte absolute Flaute der Ideen: Den
Herren Verfassern war die Puste ausgegangen. Mit einem Nackedeiballett und
Hannelore Elsners blankem Busen war da nichts zu machen. Schade, dass das
Stück so matt verpuffte, denn die Besetzung war famos."
Die Wiener 'Arbeiterzeitung' schrieb am 6. Februar 1970, Seite 12 zur
ORF-Ausstrahlung: "[...] Wohl eine konventionelle Geschichte, konventionell
auch inszeniert. Aber in etlichen Momenten und Aphorismen auch grandiose
Satire und intelligente Unterhaltung."
Gong 33/1971, Seite 44 zitziert zur ARD-Wiederholung die Stuttgarter
Zeitung: "So wohlbekömmlich wie des seligen Kolumbus' weichgekochtes
Frühstücksei war diese Neuentdeckung. Was von den Urhebern als Komödie
gedacht war, geriet zum flotten Spektakel." |
Stab |
|
Besetzung |
Aufnahmestab |
Christoph Kolumbus |
Karl Michael Vogler |
Pepi
heute |
Hans Clarin |
Pepi
damals |
Walter Hoor |
Vendrino
|
Klaus Schwarzopf |
Marquise
de Moya |
Maria Sebaldt |
König
|
Theo Lingen |
Königin
|
Margot Trooger |
Santangel |
Joseph Offenbach |
Quintanilla |
Harry Wüstenhagen |
Erzbischof |
Friedrich Maurer |
Häuptling |
Fritz Rémond |
Anacoana
|
Hannelore Elsner |
Amerigo
Vespucci |
Udo Vioff |
Türwächter |
Günther Wille |
Pater
Bernardi |
Karl Friedrich |
Pater
Gonzola |
A. Michael Rueffer |
Leibwache |
Herbert Weissbach |
Schiffsarzt |
Hans Rudolf
Wyprächtiger |
Steuerbeamter |
Herbert Weissbach |
1.
Offizier |
Ulrich Heister |
Diego
|
Edgar Hoppe |
Rodrigo
|
Gernot Duda |
Koch
|
Henning Schlüter |
Schiffsjunge |
Thomas Löbl |
Medizinmann |
Benno Hoffmann |
Eingeborene |
Kurt Dommisch
Michael Habeck
Ekkehard Halke
Fritz Nydegger
Georg Tryphon
Marie Karin Schroeder |
|
Komödie von
|
Kurt Tucholsky
Walter Hasenclever |
Neufassung von
|
Helmut Käutner
Klaus Peter Schreiner |
Musik |
Bernhard Eichhorn |
Choreographie |
Gene Reed |
Szenenbild |
Günther Strupp
Hartmut Schönfeld |
Kamera |
Wilfried Huber |
an
der Kamera |
Werner Hoffmann
Dieter Krammig
Frank Reich
Michael Wetterau |
Tontechnik |
Georg Schneider |
Bildtechnik |
Kurt Schmitt
Katharina Weskott |
MAZ-Technik |
Richard Daubert |
Bildschnitt |
Karin Kittel |
Aufnahmeleitung |
Benno Bentzin
Hans-Peter Baden |
Regieassistenz |
Erica Balque |
Maske |
Bruno Grussan
Hans Evers
Edith Becker |
Kostüme |
Elisabeth Urbancic |
Produktionsleitung |
Wolfgang Völker |
Gesamtleitung |
Hans Prescher |
Regie |
Helmut Käutner |
Eine
Produktion des |
Hessischen
Rundfunks |
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