Die Krimihomepage SPEZIAL | Klassiker des Fernsehspiels | 1969

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Rumpelstilz

Erstsendung (ZDF):
 Mittwoch, 17.09.1969, 21.05-22.30 Uhr

 Regie:
Peter Beauvais

Dauer/ Bild:
84', s/w

Inhalt

Von Viktor Leu, Geschichtsprofessor an einem deutsch-schweizerischen Gymnasium, hat eine Art vertrackter Kobold Besitz ergriffen, der ihn zu einem Exzentriker, Tyrannen, Nörgler und Hypochonder macht. Mit grenzenlosem Egoismus macht Leu seiner Familie das Leben zur Hölle, spricht pathetisch und gefühlvoll von Vergangenem und gefällt sich in einer eingebildeten Krankheit. Dabei übersieht der Professor ganz, dass seine Frau Gertrud todkrank ist und seine Tochter ihn verachtet ... (Text © JO, Die Krimihomepage)

Wissenswertes
Hörzu 37/1969, Seite 67 zitiert den Autor: "Die Epressungsmechanismen, Ambivalenzen, heimlichen Lustgewinne und bösen Schadenfreuden, mit denen Leu sein Melodrama möbliert, dick und armselig wie seine Wohnung, überliefere ich den Psychiatern und Weltweisen zur genaueren Klassifikation. Beim Titel bitte ich, auch Märchenforscher, Anthropologen, Sprachphilosophen, Günter Grass, Marshall McLuhan und ahnungsvolle Laien beizuziehen. Eine dramatischer Erstling kann nicht anspruchsvoll genug sein. Wichtig aber ist mir im Grunde nur, dass die Verkleinerungsform vermieden wird. Darauf hat der große Leu ein Recht. Ja, Leu ist ein Fall. Werfe einen Stein auf ihn, wer keiner ist."
Martin Held erhielt für seine Darstellung 1969 die Goldene Kamera der 'Hörzu' und 1970 den Darstellerpreise auf dem VII. intern. Prager Fernsehfestival. - Am selben Abend auch im ORF geplant, kurzfristig wegen einer Fußballübertragung verschoben, in ORF 1 gezeigt am Mittwoch, 05.11.1969, 21.00 Uhr. Wiederholt im ZDF-Nachtprogramm am Samstag, 03.04.1971, 23.05 Uhr, im ZDF-Vormittagsprogramm im Rahmen der Matinee am Sonntag, 09.07.1978 und im ZDF-Nachtprogramm am Donnerstag, 08.09.1988, 23.10 Uhr. Sehbeteiligung bei der Erstausstrahlung: gut (21%), Zuschauerurteil: positiv (+2, 28% der Zuschauer urteilten mit gut).
Kritiken
Bild + Funk 40/1969, Seite 84 gibt vier (gut) von fünf Sternen: "Als Romancier hat sich der Schweizer Adolf Mugsch bereits einen Namen gemacht. 'Rumpelstilz' ist sein Bühnenerstling, bei der Uraufführung mäßig beklatscht. Hauptschwäche: Handlungsarmut, die die Kamera in dieser Fernsehfassung aber imponierend überspielte. Martin Held, der alle Register zog, bot auch in dieser Rolle einen Genuss ohne Reue."
Funkuhr 40/1969, Seite 21: "Höhepunkt des Abends, bestes Fernsehspiel der Woche: Martin Held, Paula Wessely in 'Rumpelstilz'. Tragödie einer Familie, die sich ihrem eingebildet kranken Vater unterordnen soll. Selten erreicht das Bildschirmtheater solche Intensität wie in dieser Beauvais-Inszenierung."
Hörzu 40/1969, Seite 12: "Wenn alles andere aus dieser Fernsehwoche vergessen sein wird, bleibt eines haften: die tragisch-groteske Angst vor dem Krebs, die Martin Held in dem Familienbild vorgeführt hat. [...] Adolf Muschg [...] weiß mit wissenschaftlicher Exaktheit, wie man nach bewährten Regeln ein wirkungsvolles Stück schreibt. Wie eine Rolle für einen schauspielerischen Virtuosen anzulegen ist. So hat er eine krönende Schlussszene gebaut: [...] Da sieht die Kamera dem Schauspieler unverwandt ins Gesicht, und er hat Welten und Wandlungen zu spiegeln. Held spiegelte sie. Und die raffinierte Konstruktion wird kaum spürbar. Den Part der Frau, die liebt und die in Wahrheit duldet, füllt Paula Wessely mit einer stillen, anrührenden Menschlichkeit, mit einer Größe, die nicht sichtbar überragen will. Cordula Trantow und Volkert Kraeft sind die jungen Leute, die die Verstrickung der Alten variieren müssen. Auch hier stimmte die Besetzung - der Regisseur Peter Beauvais arbeitete mit Erfolgsgarantie."
Gong 41/1969, Seite 101: "Kein besonders gutes Stück, aber zwei Schauspieler von hohem Rang und eine Schauspielerin, die diesen Rang mit Erfolg anstrebt: Martin Held, Paula Wessely, Cordula Trantow. Für Volkert Kraeft blieb nur: Sympathisch aussehen, Kaffee kochen, zuhören. Aber dieser Held als Haustyrann, als eingebildeter Kranker, als Egoist mit den hohen und tiefen, den lauten und leisen Tönen, die diesen Schauspieler so unverwechselbar machen! Und Paula Wessely mit der Süße in der Stimme bei 'Weißt du noch?' und der Resignation im Gesicht, die immer noch anrührt und traurig macht. Ein Zusammenspiel, in dem (natürlich!) Martin Held der Sieger blieb, doch unter welchen Verlusten. Man vergaß, wenn man den beiden zusah, manchmal die Partitur, die Handlung: Sie hätten den größten Unsinn sagen können, stets wären sie die Überlegenen geblieben, beide. Für Cordula Trantow war dies alles anstrengend, aber sie passte sich wunderbar ein. Peter Beauvais hatte mit diesen Schauspielern nur Glück, und man merkte es der Inszenierung an: So läppisch vieles geschrieben war, gespielt wirkte es wunderbar."
Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Viktor Leu Martin Held
Gertrud Leu Paula Wessely
Lukrezia Leu Cordula Trantow
Rolf Münter Volkert Kraeft
Ein Familienbild von Adolf Muschg
Kamera Jost Vacano
Peter Arnold
Szenenbild Jan Schlubach
Schnitt Carl Otto Bartning
Produktion Willy Egger
Regie Peter Beauvais
Eine Sendung des ZDF

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 08.12.2020

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