Ahnenerbe
Der Fall Wolfram Sievers |
Erstsendung (ARD/ SDR):
Dienstag, 24.06.1969, 21.05-22.50 Uhr |
Regie:
Ludwig Cremer |
Dauer/
Bild:
105', s/w |
Inhalt |
Am 6. August 1947 verurteilte der
1. amerikanische Militärgerichtshof im Nürnberger Ärzteprozess den
SS-Standartenführer und Generalsekretär des Amtes Ahnenerbe, Wolfram Sievers,
zum Tode. Das Urteil wurde am 2. Juni 1948 vollstreckt. Zwischen Urteil und
Hinrichtung kam es zu intensiven Begnadigungsversuchen unter Führung Friedrich
Hielschers, eines bedeutenden Rechtsopponisten und Mitverschwörer des 20. Juli.
Politiker und Kirchenleute versuchten die Allierten zu überzeugen, dass Sievers
ein Grenzfall sei, der nicht den damals üblichen juristischen Maßstäben
unterliege. Sievers war nämlich als Nazi-Gegner in höchste SS-Kreise
eingedrungen und konnte als Chef des mit der Sippenforschung beauftragten
'Ahnenerbes' viel für die Widerstandsbewegung tun. Sein Verhängnis war, dass
Himmler dem Amt 1942 die Menschenversuche unterstellte und Sievers bei einem
Rückzug von seinem Posten seine Helfer verraten hätte. Von nun an steht unter
all den unmenschlichen Dokumenten sein Name. Die amerikanischen Militärrichter
verweisen darauf, dass es kein Ausnahmegesetz gibt und sich niemand für eine
Begnadigung zuständig fühlt. Kurz vor der Hinrichtung erhält Dr. Hielscher
Besuch eines alten Freundes, des nach Amerika geflüchteten jüdischen
Schriftstellers Wilkowitz. Von ihm erhofft er sich die letzte mögliche Hilfe zur
Rettung des Verurteilten ... (Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Letzter
Beitrag der Reihe 'Zeitgeschichte vor Gericht', in dem erstmals im Deutschen
Fernsehen einer der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse thematisiert wird. -
Im ORF gezeigt am Mittwoch, 22. April 1970, 21.30 - 23.15 Uhr, FS 1,
wiederholt im HR-Abendprogramm am Samstag, 18. Mai 1974. |
Kritiken |
Hörzu
28/1969, Seite 10: "[...] Der Autor verband Ausschnitte aus der
Gerichtsverhandlung mit Gesprächen in der Wohnung des Gelehrten Friedrich
Hielscher, Freund und Auftraggeber des Angeklagten. Er erreichte damit eine
atmosphärisch außerordentlich dichte Zeitstimmung. [...] Ob die Jüngeren
jedoch durch die Beschwörung eines historischen Falles mehr Verständnis für
die damalige Situation gewonnen haben, bleibt zweifelhaft. [...] Immerhin
dürfte der Einzelfall Sievers ihnen die Tragik von Widerstandskämpfern
einmal unmissverständlich vor Augen geführt haben. Dem subtil
differenzierenden Regisseur Ludwig Cremer standen vortreffliche Darsteller
zur Verfügung: vor allem Peter Lühr, Werner Kreindl und Hellmut Lange."
Gong 29/1969, Seite 69: "[...] Die Fernseharbeit durchleuchtete sehr scharf
jene Zeit, als für die Sieger alle Deutschen Nazis waren, als andererseits
alle Deutsche unschuldig sein wollten, als es schwer war, zu unterscheiden.
Um eben diese Gabe der Unterscheidung der Geister war es Mönnich zu tun. In
Ludwig Cremers schlichter, aber überzeugender Regie wurde die Tragik eines
Menschen, der mit dem Teufel paktiert hatte, exemplifiziert. Trefflich die
Besetzung, in der Hauptrolle Hellmut Lange [...]. Vorzüglich Arno Assmann,
vorzüglich auch die szenische Rekonstruktion des Nürnberger Ärzteprozesses." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Dr. Friedrich Hielscher |
Peter Lühr |
Frau Hielscher |
Doris Schade |
Dr. Wilkowitz |
Arno Assmann |
Wolfram Sievers |
Hellmut Lange |
Vorsitzender |
P. Walter Jacob |
Ankläger |
Werner Kreindl |
Verteidiger |
Joachim Boldt |
Zeuge Neff |
Lebrecht Honig |
Sprecher |
Ulrich Matschoss |
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Eine szenische Dokumentation von |
Horst Mönnich |
Kamera |
Toni Stupica |
Szenenbild |
Jürgen Schmidt-Oehm |
Regie |
Ludwig Cremer |
Eine
Produktion des |
Südfunks Stuttgart |
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