Die Krimihomepage SPEZIAL | Klassiker des Fernsehspiels | 1968

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Berliner Antigone

Erstsendung (ZDF):
Sonntag, 24.11.1968, 20.45-21.55 Uhr

Regie:
Rainer Wolffhardt

Dauer/ Bild:
65'54'', s/w

Inhalt

Berlin 1943. Anne Hofmann entwendet in der Nacht vom 20. zm 21. Mai aus dem Leichenkeller der Anatomie den nicht zur Beisetzung freigegebenen Leichnam ihres wegen Wehrkraftzersetzung hingerichteten Bruders, um ihn heimlich zu begraben. Dafür wird Anne zum Tode verurteilt ... Das ist der Rahmen des Spiels, das sich zeitlich von der Verkündung des Urteils bis zum Abend vor der Hinrichtung erstreckt. In gedanklichen Impressionen wird dazwischen die Vorgeschichte erzählt - von der Angeklagten subjektiv erlebt ... (Text © JO, Die Krimihomepage)

Wissenswertes
Gesendet in der Reihe 'Das Fernsehspiel der Gegenwart'. - Gong 47/1968, Seite 37 zur Erstausstrahlung: "Leopold Ahlsen arbeitet mit Montagen von Bewusstseins- und Erinnerungsfetzen, er verzahnt Vergangenes mit Gegenwärtigem und Zukünftigem. Dadurch gelingt ihm eine seelische Demaskierung der weiblichen Hauptfigur. - Hörzu 47/1968, Seite 50 zur Erstausstrahlung: Leopold Ahlsens mit subjektiver Kamera und harten Schnitten arbeitende Neufassung des antiken Stoffes zeichnet in Rückblenden und Traumvisionen eine Art Psychogramm der modernen Antigone und macht auf makabre Weise deutlich, dass Gesetzesterror auch heute noch die Welt beherrscht. Seite 53 zu den Produktionsumständen: Die Berliner Behörden wetteiferten mit Berliner Privatleuten um die höchste Langwierigkeit beim Erteilen von Drehgenehmigungen. Schnell reagierte nur die DDR-Reichsbahn: Anstandslos stellte sie den Bahnhof Lichtenfelde-Ost und einen alten Zug für Außenaufnahmen zur Verfügung. Dafür protestierte sofort das US-Hauptquartier, als 100 Komparsen in Wehrmachtsuniform den Zug 'besetzten'. - Gong 29/1970, Seite 41 zur ersten ARD-Wiederholung: Das mehrfach ausgezeichnete Fernsehspiel stellt eine zeitgenössische Anlehnung zu dem antiken Antigone-Stoff dar, wobei es um die Behauptung individueller Freiheit gegen diktatorische Willkür geht."
Mehrfach wiederholt: jeweils im ZDF am Mittwoch, 22. Juli 1970, 21.00 Uhr in der Reihe 'Das Fernsehspiel der Gegenwart', am Mittwoch, 4. April 1973, 21.00 Uhr in der Reihe '10 Jahre ZDF-Programm', am Mittwoch, 5. Juli 1978, 22.35 Uhr in der Reihe 'Auslese - Beispielhafte Fernsehspiele des ZDF' und am Mittwoch, 15. Februar 1989, 14.35 Uhr sowie in 3sat am Sonntag, 21. Juli 1985, 21.00 Uhr. Sehbeteiligung bei der Erstausstrahlung: 38% (gut), Zuschauerurteil: +3 (zufriedenstellend/gut), bei der ersten ZDF-Wh. 8%, bei der zweiten ZDF-Wh. 11%.
Kritik
Hörzu 49/1968, Seite 12: "Fernsehen als moralische Anstalt, Fernsehen als Kriterium, Fernsehen als Symptom - das war 'Berliner Antigone'. Nicht das Mädchen, das seinen Bruder begraben hat, sondern die noch immer - oder schon wieder? - hochaktuelle Frage 'Gewissen oder nicht Gewissen' war es, die dieser außergewöhnlichen Inszenierung die Brisanz gab. Fernab von heldischer Glorifizierung oder Historienspiel gelang es Rainer Wolffhardt, dem 'Fall Antigone' jene realistische Grausamkeit zu geben, die geeignet ist, den Besucher auch über den Augenblick hinaus zu erregen."
Gong 50/1968, Seite 63: "'Das Fernsehspiel der Gegenwart' [...] stellte mit dieser Arbeit [...] ein weiteres bedeutsames Werk vor. Ohne Zweifel: ein wuchtiges, bewegendes, erschütterndes Thema. Ohne Zweifel: es wird seine Wirkung nicht verfehlt, wird erneut an unsere unbewältigte Vergangenheit erinnert, wird unseren Willen gestärkt haben, solches und ähnliches nie wieder aufkommen zu lassen. Über die Form jedoch, wie sie Regisseur Rainer Wolffhardt dem Zuschauer präsentierte, konnte man streiten: außer der wunderbaren Entdeckung Donata Höffer waren alle anderen Akteure nicht zum besten disponiert. Die ansonsten überlegte, lebendige Kamera gestattete sich einige durchaus vermeidbare Schnitzer, und die erste Liebesszene mit ihrer Tonkulisse hätte ruhig fortgelassen werden können."
Bild + Funk 29/1970, Seite 51 zitiert zur ersten ZDF-Wiederholung die Süddeutsche Zeitung: "Geschichte, fatalistisch gesehen, zaubert Märchen, hier ein Märchen aus der Nazizeit."
Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Anne Hofmann Donata Höffer
Dr. Hellmer Dieter Borsche
Bodo Hellmer Peter Kappner
Pfarrer Ohm Manfred Heidmann
Kathinka Inga Weber Artmann
Christian Hofmann Frank Glaubrecht
Wärterin Ilse Steppat
Staatsanwalt Robert Dietl
Frau Hellmer Eva Lissa
Frau Hofmann Emmy Burg
? Kurt Weitkamp
? Joachim Boldt
? O. A. Buck
? Ruth Nimbach
? Ursula Diestel
? Evelyn Meyka
? Heinz Rabe
? Walter Tappe
? Egon Vogel
Fernsehspiel von Leopold Ahlsen
Nach der gleichnamigen Erzählung von Rolf Hochhuth
Kamera Günther Bach
Regieassistenz Zlata Mehlers
Schnitt Gisela Haller
Ton Fritz Schwarz
Bau und Ausstattung Viktor Müller-Staedt
Kostümberatung Mechthild Senghov
Produktionsleitung Wolfgang Kühnlenz
Redaktion Hans Jürgen Bobermin
Wolfgang Hammerschmidt
Bearbeitung und Regie Rainer Wolffhardt
Eine Produktion der Ufa Berlin
Hergestellt im Auftrag des ZDF

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 07.01.2017

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