Sich
selbst der Nächste |
Erstsendung (ARD/ SDR):
Sonntag, 03.11.1968, 20.15-21.25 Uhr |
Regie:
Michael Kehlmann |
Dauer/ Bild:
68', s/w |
Inhalt |
Bridget ist eine selbstbewusste
und intelligente Frau um die 40. Als Angestellte im Forschungslabor einer
Plastikfabrik schätzt sie ihr Chef Dr. Patzak über alle Maßen. Er hätte nichts
dagegen, wenn aus der beruflichen auch eine private Verbindung entstünde.
Bridget ist jedoch seit zwei Jahren mit dem verheirateten Architekten Roderick
eng befreundet. Obwohl er immer wieder darüber spricht, seine Frau Elizabeth zu
verlassen, ist sich Bridget nicht im klaren, ob sie es ernst nehmen soll und ob
es überhaupt einen Sinn hat. Wird sich Roderick von seinem Sohn, den er sehr
liebt, trennen können? Bridget, die es nicht fertig bringt, ihre Mutter in ein
Altersheim zu schicken, fragt sich immer öfter, ob es nicht zu spät sei für
einen Neubeginn ... (Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Michael
Kehlmann im Gong Nr. 44/1968, Seite 60: "Es ist ein glänzendes, geradezu
brillantes Spiel! Ein kurzes, knappes Stück, bei dem zwischen den Zeilen
mehr als auf den Zeilen steht. Ich halte Lehman für einen bedeutenden Mann,
für einen der wenigen großen Dichter, die das Fernsehen bis heute
hervorgebracht hat: Weil er genau hinschaut, weil er Menschen abklopft wie
ein Arzt, weil er mehr verschweigt als er ausspricht. Er ist ein Autor der
Pausen, ein Autor der Zwischentöne. [...] Im übrigen kann man Talent ja
nicht 'erklären', man nimmt es dankbar hin, man macht es sich zu Diensten -
was ich auch bei meinen Schauspielern getan habe: bei der wundervollen,
großen Adrienne Gessner vom Wiener Burgtheater, bei der überragenden
Begabung der Eva-Katharina Schultz, die man als Tochter sehen wird - und bei
Alexander Kerst. Ihn halte ich für einen absoluten Spitzenschauspieler. Wir
kennen uns seit früher Jugend." Alexander Kerst: "Das ist eines jener
Stücke, wo man eben plötzlich angesprochen wird oder auch nicht. Es bedarf
wohl der richtigen inneren Verfassung, um diese Schwingungen aufzunehmen." |
Kritiken |
Bild + Funk
46/1968, Seite 10 gibt vier (gut) von fünf Sternen: "Man kann sich kaum ein
handlungsärmeres Stück vorstellen als dieses spröde Kammerspiel. Die wenigen
Darsteller wechselten kaum die Schauplätze. Sie sprachen banale Sätze, die
sich um alltägliche Dinge drehten. Aber mit diesen kargen Mitteln gelang es
dem Autor, eine Fülle zwischenmenschlicher Probleme anzusprechen. Lösungen
bietet er nicht. Aber er forderte zur Diskussion, zum Nachdenken heraus. Das
Spiel der Hauptakteure war schlechthin vollkommen."
Hörzu 46/1968, Seite 12: "[...] kriegte Lehman sein Thema - die berufstätige
Freundin des verheirateten Mannes - am Herzstück zu packen. Und seine
Hauptdarstellerin Eva Katharina Schultz gibt einen Menschen mit seinen
zerrissenen Empfindungen in einer exemplarisch geschlossenen Leistung."
Gong 47/1968, Seite 82: [...] "Michael Kehlmann machte aus Leo Lehmans
Stück, das der englische Autor direkt fürs Fernsehen schrieb, ein subtiles
Kammerspiel. [...] wobei die Gedankenwelt der Bridget zwar klar und
einleuchtend bloßgelegt wurde, im Grunde aber die Endlösung nicht zum
Intellekt dieser emanzipierten Frau passte - auch wenn sie Proust erst jetzt
gelesen hatte. Sie verzichtet. Worauf? Diese Frage beantwortet Lehman nicht.
Und so lag es auf der Hand, dass in diesen Seelenspiegel der Konflikt
zwischen Tochter und 'Mamilein' am intensivsten ausgespielt wurde und die
großartige Adrienne Gessner Kehlmanns Kammerspiel in ihren Szenen am
eindringlichsten werden ließ." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Bridget |
Eva Katharina Schultz |
Mutter |
Adrienne Gessner |
Roderick |
Alexander Kerst |
Charlotte |
Bruni Löbel |
Chris |
Walter Buschhoff |
Dr. Patzak |
Gert Westphal |
Julia |
Rose-Marie Kirstein |
Der Mann |
Jonny Goertz |
Die Professoren
Die Assistenten
Die Studenten
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Fernsehspiel von |
Leo Lehman |
Deutsch von |
Ruth und Hanns A. Hammelmann |
Kamera |
Horst Schalla |
Szenenbild |
Rolf Illg |
Regie |
Michael Kehlmann |
Eine Sendung
des |
Südfunks Stuttgart |
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