Der
Kaufmann von Venedig |
Erstsendung (ORF FS 1):
Samstag, 26.10.1968, 20.30-23.10 Uhr
Erstsendung (ARD/ WDR):
Sonntag, 02.03.1969, 20.15-22.55 Uhr |
Regie:
Otto Schenk |
Dauer/
Bild:
152'43'', s/w |
Inhalt
|
Der venezianische Kaufmann
Antonio hat sein Vermögen in Seeschiffen angelegt. Sein Freund Bossanio
bittet ihn eines Tages um 3000 Dukaten, damit er um die schöne Porzia
werben kann. Um ihm zu helfen, muss Antonio selbst ein Darlehen beim
Juden Shylock aufnehmen. Dieser hasst die Christen, die ihn verachten
und seine Geschäfte behindern. Shylock leiht Antonio das Geld, fordert
aber in seinem Schuldschein, dass er im Fall eines Zahlungsverzugs einen
Pfund Fleisch aus dem Leib Antonios schneiden dürfe. Als Antonios
Schiffe in Venedig zerstört werden, sieht Shylock die Stunde der Rache
gekommen: unbarmherzig fordert er die Erfüllung seines Vertrags. Im
Gerichtssaal von Venedig erreicht die Auseinandersetzung ihren
dramatischen Höhepunkt ... (Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Gong 35/1968, Seite 19 über
die Dreharbeiten: Die Ateliers Sievering und Rosenhügel in Wien waren die
Schauplätze der Aufzeichnung. Auf dem Sieveringer Gelände musste Architekt
Hruby einen kompletten Stadtteil Alt-Venedigs nachbauen. Aber die Kanäle im
Atelier waren ohne Wasser - und es blieb den Kameramännern vorbehalten,
Tricks zu finden, das nicht vorhandene Nass optisch vorzutäuschen. Nach den
Aufnahmen ging Regisseur Otto Schenk in Urlaub. Auf die Frage, wohin,
antwortete er: "Überallhin, nur nicht nach Venedig!" - Fritz Kortner über
seine einzige Fernsehrolle: "Es kommt darauf an ..., dass man die
Entmenschlichung des Shylock als die Konsequenz auf die Entmenschtheit
seiner Umgebung und seiner Feinde betrachtet."
Mehrfach wiederholt: im ARD-Abendprogramm am Sonntag, 04.07.1971, 21.00 Uhr
anlässlich des 1. Todestags von Fritz Kortner, im SWR-Abendprogramm am
Mittwoch, 29.11.1972, im WDR-Abendprogramm in der Reihe 'Fernsehtheater' am
Donnerstag, 14.02.1974, im BR-Abendprogramm am Samstag, 04.01.1975, im
ORF-Abendprogramm in der Reihe 'Zyklus: Welttheater' am Sonntag, 16.02.1975,
FS2 und im HR-Abendprogramm am Samstag, 22.11.1975. Sehbeteiligung bei der
Erstausstrahlung: mäßig (14%), Zuschauerurteil: sehr gut (+6). |
Kritiken |
Hörzu 11/1969, Seite 12:
"[...] Sind Shakespeare sowie Otto Schenk, der Regisseur, und Fritz Kortner,
der jüdische Darsteller des Juden, nicht Manns genug, der Geschichte die
rechten Gewichte zu geben. Die ARD (Köln) ließ die Aufführung im Geleitzug
fahren: ein Vortrag vorher, eine Diskussion hinterher - es wurde Gescheites
gesagt und leider auch peinlich Grobschlächtiges. Dabei erklärt sich Shylock
deutlich genug: 'Die Bosheit, die ihr mich lehrt, die will ich ausüben.' Das
spielt Kortner. Hart, feindlich, verschlagen. Mit seinem Sprechton, der die
Vokale in die Länge zieht, bis sie dünn und schneidend werden. Mit dem Blick
zum Himmel, Einverständnis und Segen eines Gottes der Rache einholend. Im
langen grauen Zottelhaar, uralt wie die Demütigung seines Volkes. So hat er
ihn schon vor Jahrzehnten auf viele Bühnen gestellt. Es ist die Rolle seines
Lebens, mit der Kortner von der Schauspielerei Abschied nimmt. Sein
ausgreifender Darstellungsstil ist dem Theater freilich weit gemäßer als dem
Fernsehen, die Stärke seines Ausdrucks sprengt die Bildschirmmaße. Otto
Schenk hat die Inszenierung darauf abgestellt. Er lässt auch im übrigen für
den Guckkasten Theater spielen, vieles drei Strich zu groß und zu betont.
Die Gegenspieler Shylocks, Antonio und seine warmen Freunde, werden von
Schenk mit keinem freundlichen Zug bedacht. Vor der Geldgier dieser miesen
Burschen hebt sich die ehrlichere jüdische hell ab. Die Verhandlung vor
Gericht, Brennpunkt der Komödie, hier zerflatterte sie, blieb ohne Wucht.
Mit daran Schuld: Sabine Sinjen, deren Porzia sich in dieser Szene nicht
durchsetzen konnte (oder sollte). Ihr Auftritt als Rechtsgelehrter Balthasar
hielt sich in den beschränkten Grenzen einer Faschingsmaskerade. Doch als
Kortner-Shylock, der Geschlagene, bedeckten Hauptes aus dem Saal wankte, als
es war, wie wenn ihm weiteres, größeres Unheil folgte, da hatte die
Inszenierung doch ihren Höhepunkt erklettert. Die Inszenierung, die ein
Dokument und ein Denkmal ist."
Gong 27/1971, Seite 36 zitiert zur ARD-Wiederholung Joachim Kaiser in der
Süddeutschen Zeitung: "Obwohl Kortner ein in diesem modernen Medium
wahrscheinlich besonders altmodisch wirkendes Ausdruckstheater spielte,
machte er einfach durch das Gewicht seiner Erscheinung und seiner Kunst
Verhaltensweisen eindringlich möglich, die sonst auf dem Bildschirm kaum
denkbar wären ... So war Schenks Inszenierung manchmal einer guten
Theateraufführung überlegen. Aber bei den entscheidenden Partien (4. Akt)
versagte das Fernsehen ... Kein Zweifel: Wir hatten es (trotzdem) mit einer
sorgfältig durchdachten Aufführung zu tun."
Österreich-Hörzu 6/1975, Seite 23 zitiert zur ORF-Wiederholung eine Kritik
ohne Quellenangabe: "[Fritz Kortner], dieser geniale Schauspieler ließ sich
die Gelegenheit nicht entgehen, aus seiner Rolle den letzten Tropfen
theatralischen Effektes herauszupressen."
Gong 6/1975, Seite 37 zur ORF-Wiederholung: "Ein Lustspiel, in dem es wenig
zu lachen gibt, das aber trotzdem randvoll ist mit komischen Situationen und
geistvollem Witz." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Der Doge von Venedig |
Franz Schafheitlin |
Prinz von Marocco |
Kurt Heintel |
Prinz von Arragon, Freier der Porzia |
Boy Gobert |
Antonio, der Kaufmann von Venedig |
Max Eckard |
Bassanio, sein Freund |
Folker Bohnet |
Graziano |
Peter Vogel |
Solanio |
Peter P. Jost |
Salarino |
Nikolaus Paryla |
Lorenzo, Liebhaber der Jessica |
Klaus Höring |
Shylock, ein Jude |
Fritz Kortner |
Tubal, ein Jude, sein Freund |
Karl Paryla |
Lanzelot Gobbo, Shylocks Diener |
Heinz Petters |
Der alte Gobbo, Lanzelots Vater |
Bruno Hübner |
Porzia, eine reiche Erbin |
Sabine Sinjen |
Nerissa, ihre Begleiterin |
Anna Tardi |
Jessica, Shylocks Tochter |
Gertraud Jesserer |
Salerio, ein Bote von Venedig |
Hellmuth Hron |
Gerichtsschreiber |
Erich Schenk |
Balthasar, Porzias Diener |
Kurt Müller Walden |
Ein Bürger |
Heinz Marecek |
|
Lustspiel von |
William Shakespeare |
Deutsch von |
August Wilhelm Schlegel
Ludwig Tieck |
Fernsehbearbeitung |
Peter Weiser
Otto Schenk |
Bildschnitt |
Walter Sihorsch |
Lichtgestaltung |
Erich Windisch |
MAZ-Schnitt |
Evelyne Huber
Roland Standegger |
Ton |
Stefan Parizek |
Technische Leitung |
Wilhelm Hennigs |
Studioassistenz |
Josef Biedermann
Heinz Döpfl |
Maske |
Karl Lorenz Hilde Schmidt |
Kostüme |
Hill Reiss-Gromes |
Musik |
Gerhard Wimberger |
Szenenbild |
Gerhard Hruby |
Kamera |
Peter Jasicek
Franz Kabelka
Klaus Matzka
Gerhard Wanderer |
Aufnahmeleitung |
Maximilian Weber
Helmut Pascher |
Regieassistenz |
Henny Riffel
Gerhard Janda |
Herstellungsleitung |
Harald Windisch |
Produktion |
Walter Davy |
Regie |
Otto Schenk |
Eine Co-Produktion des |
ORF
mit dem
WDR |
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