Zeit
der halben Herzen |
Erstsendung (ARD/ WDR):
Dienstag, 14.05.1968, 21.15-22.40 Uhr |
Regie:
Peter Beauvais |
Dauer/
Bild:
ca. 85', s/w |
Inhalt |
Für den Düsseldorfer
Finanzmann Wilhelm Forster gelten Zahlen mehr als Gefühle,
Geschäftserfolge mehr als menschliches Glück. Forsters Verhalten ist
symptomatisch für diese kalte Geschäftswelt - er macht Karriere und
versagt im Privatleben. Dass ihn seine Frau verlässt, berührt ihn
ebensowenig wie der Tod der Mutter. Da bietet sich eine letzte
Gelegenheit, sein Leben doch noch zu ändern: in einer Bar lernt er die
junge Julia kennen, Sozialhelferin von Beruf und aus Berufung. Geld gilt
für sie nur, wenn man damit die Not anderer lindern kann. Forster meint,
diese seinem eigenen Wesen total entgegengesetzte Frau zu lieben. Doch
er findet aus dem Irrgarten seines egoistischen Denkens und Fühlens
nicht heraus ...
(Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Karl Michael Vogler in der
Gong 19/1968, Seite 64 zu seiner Rolle: "Gerade als Gegensatz zu meiner
letzten Fernsehrolle, dem 'Feldwebel Schmid', der ein sehr einfacher, sehr
herzhafter Mann war, hat mich dieser Bursche nun gereizt - mit seiner weit
höheren Intelligenz, der im Grunde doch um vieles stupider ist. [...]
Beauvais hat nun versucht, fast eine Komödie aus diesem Stoff zu machen: Die
Kritik ist böse, aber sie ist in ein scheinbar leichtes, gefälliges Kleid
verpackt, um für den Betrachter schmackhaft zu sein ... Da die halbe
Geschichte sich in Lokalen und Speiserestaurants abspielt, musste ich vor
der Kamera von morgens bis abends essen und trinken, bis es mir langsam zu
viel wurde: Drei Tage lang Lachs, den ich mir wählte, weil ich ihn an sich
gern esse - jetzt kann ich ihn nicht mehr sehen! Dann zwei Tage lang Leber,
die ich mir listig aussuchte, weil sie nicht so fett ist - auch damit bin
ich jetzt bedient! Und obwohl ich statt Rotwein nur Johannisbeersaft, statt
Weißwein immer Zitronenlimonade und statt Whisky unentwegt Tee trankt, war
das betrübliche Ergebnis: vier Kilo Gewichtzunahme, die ich mir für meine
neue 'Dreyfus'-Rolle dann mit Steaks und Salat erst wieder runterhungern
musste ..." - In der Hörzu 20/1968, Seite 36 ff: "Das war das längste Stück,
das ich jemals für das Fernsehen gemacht habe. Fast 50 Tage arbeiteten wir."
Wiederholt im ARD-Nachtprogramm am Freitag, 3. Oktober 1969 und im
BR-Abendprogramm in der Reihe 'Damals Tagesgespräch' am Donnerstag, 17. März
1983. Sehbeteiligung bei der Erstausstrahlung: gut (23%), Zuschauerurteil:
gut (+3). |
Kritik |
Bild + Funk 22/1968, Seite 16
gibt vier (gut) von fünf Sternen: "Drei Dinge trafen hier glücklich
zusammen, damit aus Lehmans Spiel ein bemerkenswertes Ereignis werden
konnte: einmal ein gutes Manuskript mit einem Dialog, der stimmte. Zum
zweiten ließ Peter Beauvais' Regie Einfühlungsvermögen, innere Beteiligung
und Individualität erkennen. Und last, not least: das subtile Schauspiel,
das Karl Michael Vogler und Nicole Heesters zeigten."
Gong 22/1968, Seite 62: "[...] Peter Beauvais machte aus der psychologischen
Charakterstudie fast einen sozialkritischen Film, wobei die Charaktere durch
das Spiel der ausgezeichneten Hauptdarsteller dennoch im Vordergrund
standen. Vielleicht aber wäre die 'Unsterblichkeit' dieses Charakters - denn
ein solcher Typ ist kaum lokalisierbar - noch mehr hervorgetreten, wenn
Beauvais auf ein paar winzige aktuelle Zeitbezüge verzichtet hätte, die man
eventuell für das Handeln Forsters als Entschuldigung anführen könnte.
Dennoch: allein die Tatsache, wie Beauvais es schaffte, aus der völlig
undramatischen Schlussszene den Höhepunkt des Spiels herauszuarbeiten, war
an dieser Arbeit sehenswert."
Hörzu 22/1968, Seite 12: "Fernsehspiel? Hier stock ich schon. Im Grunde sind
es nur gescheit beobachtete Impressionen, die der Autor [...] auf einen
roten Faden gezogen hat. Nicht so dichterisch wie sein 'Ostwind', nicht so
dramatisch wie sein 'Exil', aber angefüllt mit dichter Atmosphäre und
gelegentlich sogar Poesie. [...] Exakt traf Regisseur Peter Beauvais den Tod
der Düsseldorfer High Society, ohne je in die Karikatur abzugleiten. Einen
besseren Dolmetscher hätte Leo Lehman für sein Spiel nicht finden können.
Und auch keine bessere Julia. Nicole Heesters verfügt über ein ganzes
Arsenal differenzierter Zwischentöne für diese doppelbödige Rolle,
Karl-Michael Vogler überzeugte als rheinischer Rothschild."
Gong 39/1969, Seite 72 zur ARD-Wiederholung: "Es gelingt nur zum Teil, den
Zusammenhang zwischen Profitstreben und geistiger Verelendung nachzuweisen." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Wilhelm Forster |
Karl-Michael Vogler |
Julia |
Nicole Heesters |
Carola |
Eva Christian |
Gregor |
Josef Fröhlich |
Gerhard |
Gerd Mayen |
Felix |
Kuno Epple |
Karl |
Ernst Jacobi |
Thomas |
Peter von Wiese |
Herr Epsberg |
Gustav Burmester |
Frau Epsberg |
Grete Wurm |
Klara |
Käte Jaenicke |
Pastor |
Rudolf Debiel |
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Fernsehspiel von |
Leo Lehman |
Deutsch von |
Ruth und Hanns A. Hammelmann |
Kamera |
Bruno Hoffmann |
Musik |
Hans-Martin Majewski |
Szenenbild |
Jan Schlubach |
Regie |
Peter Beauvais |
Eine
Produktion des |
WDR |
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