Mike
Blaubart |
Erstsendung (HR):
Mittwoch, 13.12.1967, 20.15-21.45 Uhr
Erstsendung (ARD):
Dienstag, 20.02.1968, 21.05-22.35 Uhr |
Regie:
Gerd Winkler |
Dauer/
Bild:
88', s/w |
Inhalt |
Der moderne Blaubart dieses Spiels
ist ein deutscher Supermann der Gegenwart, der liebt, schießt, morden lässt -
und letztendlich in sein spießbürgerliches Leben zurückkehrt. Herrn Blaubarts
Abenteuer starten in einer Striptease-Bar. Er holt sich die Frauen, wann immer
er Gelegenheit erhält, notfalls auch mit Gewalt. So bringt es Mike Blaubart auf
die stattliche Anzahl von acht Gattinnen. Die neunte Ehefrau wird zu seinem
Verhängnis. Während die Polizei nach ihm sucht, stellt Blaubart seine Frauen auf
die Probe, doch alle versagen ... (Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Gong 7/1968, Seite 36 zur
Erstausstrahlung: "Zeitkritische Satire mit ernstgemeintem Unsinn. - Seite
51: ... eine supermoderne, völlig unkonventionelle Persiflage des uralten
Themas. Hans Korte dazu: "... jedoch ist der Handlungsfaden nur dünn, der
eigentliche Reiz liegt im optisch sehr Ungewöhnlichen, in der Art, wie
dieser Streifen sich in ironischen, kabarettistischen 'Spots' auf
Massen-Zeiterscheinungen immer wieder selbst auflöst. Das Spritzige liegt in
den Einfällen der Kamera - das war in dieser Form im Fernsehen überhaupt
noch nicht da ...". Autor und Regisseur Gerd Winkler: "Ich habe versucht, in
diesem 'Blaubart' mit meinem optischen Vokabular etwas auszudrücken, was in
keinem anderen Medium, außer im Fernsehen, möglich wäre. [...] Jedenfalls
habe ich mir meine eigenen Gedanken über das Medium Fernsehen gemacht, ich
halte die altgewohnte Mache nämlich für reformbedürftig. 'Mike Blaubart' ist
gewissermaßen ein Frontalangriff gegen den realistischen, themengebundenen
Fernsehfilm ...". - Die Erstausstrahlung erfolgte im Dritten Programm
Hessen. Im HR wiederholt am Montag, 22. Juni 1970 in der Reihe 'Auf Ihren
Wunsch' und am Sonntag, 4. November 1979 in der Reihe 'Spätvorstellung'. Am
20. Februar 1968 auch im ORF gezeigt. " |
Kritik |
Die Wiener 'Arbeiterzeitung'
schrieb am 22. Februar 1968, Seite 9 zur ORF-Ausstrahlung: "[...] Dieses
köstliche, verrückte, spaßige, dynamische und blendend gemachte Stück Film,
diese bestechende Collage aus Satire, Op- und Pop-Art, Parodie und Kabarett,
die in einem genialischen Aufwaschen Fernsehwerbung, Neonazismus,
Untergrundkommunismus, Sexus, Komplexe, Wedekind und Wissenschaft erledigt
und gleicherweise Nonsens wie echte Originalität, Blödeleien und sinnlose
Gags neben tatsächlichem Sinn präsentiert, diese wilde Bestandsaufnahme
deutscher Gegenwart also, dürfte keineswegs was für den Normalverbraucher
vor dem Bildschirm gewesen sein. Zumindest hätte man den Leuten sagen
sollen, was da kommt."
Funkuhr 10/1968, Seite 11: "Eine Jux wollt' er sich machen, den
Bundesbürgern den (Zerr-)Spiegel vorhalten und das feste Handlungsschema des
Fernsehspiels durchbrechen. Und ins Fettnäpfchen treten, dass es spritzt!
Das erste und letzte gelang Gerd Winkler, das andere leider nur
stellenweise. Sein Film [...] geriet ihm zum Kabarett-Nummern-Mix-Programm.
[...] Dies alles, mit leichter Hand als Komödie serviert, hätte zum
treffenden schwarzhumorigen Spaß werden können. Aber zu oft wurden mit
'deutscher' Gründlichkeit Effekte und Pointen mit dem Holzhammer markiert.
Und da macht die Summe von Ideen und optischen Einfällen eben doch kein
Ganzes. Trotzdem - und ganz deutlich gesagt: Mike Blaubart nebst
Super-Weibchen (glänzend dargestellt von Hans Korte und Ulli Philipp) war
weit origineller als zwei Dutzend superbraver, superneutraler und
belangloser Filme aus der Serienkiste. Nur: das alleine genügt nicht!"
Hörzu 11/1968, Seite 10, Leserbriefe: "Die Abenteuer und Taten des Mike
Blaubart brachten meine 639 Muskeln zum Erstarren. Das Hinterteil des in
Planquadrate eingeteilten Nashorns symbolisierte die Qualität des
Fernsehspiels." - "Das war nicht ganz vollendeter Jux. Ein Scherz, nicht
ganz ohne tiefere Bedeutung. Man erlebte pointenreiche Kamera-Einstellungen,
drastische Pop-Art-Dekorationen, überraschende Worteinblendungen, zum Teil
witzige Gesellschaftskritik. Aber leider zersplitterte der Film in allzu
viele Mosaikteilchen. [...]" - Seit vielen Monaten der beste Fernsehfilm,
auch wenn er den Normalverbraucher über viele Hürden zwingt. Man genoss den
Streifen am besten, wenn man ihn als großen Jux auffasste." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Blaubart |
Hans Korte |
Erich |
Günter Mack |
Ina |
Ulli Philipp |
Friseur |
Hanns Dieter Hüsch |
Kommissar |
Karl Heinz Hess |
Gina |
Karin Eickelbaum |
Geschäftsführer |
Peter Fitz |
Hanna |
Renate Gehlen |
Offizier |
Michael A. Rueffer |
Friedhofswärter |
Hanns Ernst Jäger |
Vorsitzende |
Eva Brumby |
sowie |
sechs weitere Blaubartfrauen
Polizisten
Feuerwehrmänner
Straßenpassanten
Geheimdienstler
Soldaten
Hausfrauen
Versammlungsteilnehmer
und eine Schulklasse (gerade des Lesens kundig) |
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Fernsehfilm von |
Gerd Winkler |
Musik |
H. Erwin Walther |
Kamera |
Franz Rath |
Szenenbild |
Hans Hillmann |
Regie |
Gerd Winkler |
Eine Produktion
des |
Hessischen
Rundfunks |
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