Die Krimihomepage SPEZIAL | Klassiker des Fernsehspiels | 1966

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Weihe des Hauses

Erstsendung (ZDF):
Mittwoch, 09.11.1966, 21.15-22.50 Uhr

Regie:
Giselher Schweitzer & Helmut Geng

Dauer/ Bild:
ca. 95', s/w

Inhalt

Im katholischen Pfarrhaus einer Kleinstadt versammeln sich im November 1958 die Stadthonoratioren, um die Grundsteinlegung für ein Jugendheim zu feiern. Das Haus soll den Namen des jungen Kaplans Wolfgang Caspar tragen, der vor genau zwanzig Jahren ein Opfer des Nazi-Regimes geworden war ... Damals jedoch, während der 'Reichskristallnacht' haben eben jene Honoratioren im gleichen Pfarrhaus jämmerlich versagt, als sie sich weigerten, einem jüdischen Mädchen Hilfe zu gewähren, das vor einer Meute Hitlerjungen in die Kirche geflüchtet war. Einzig Kaplan Caspar hat geholfen ... (Text © JO, Die Krimihomepage)

Wissenswertes
Schrifsteller Helmes debütierte mit diesem Schauspiel als Bühnenautor, das ZDF hat die Uraufführung in Kiel am 30. Dezember 1964 aufgezeichnet. Helmes fasste den Entschluss, dieses Stück zu schreiben, nachdem er verschiedene KZ-Prozesse beobachtet hatte. 'Ich wollte den Ursachen der 'Kristallnacht' auf die Spur kommen', erklärte er bei der Uraufführung. 'Und ich wollte die Dinge beim richtigen Namen nennen. Wenn es sein muss, in der krassesten Form.'
Kritik
Gong 48/1966, Seite 76: "[...] Eine Gewissenserforschung unter Mitläufern der NSDAP von damals, realistisch im Ton, bohrend durch Zweifel an der Integrität einer Gesellschaft, die sich opportunistisch verhielt (oder verhalten musste). [...] Der Wert des Stückes liegt in der einfachen Darstellung von menschlichen Verhaltensweisen. Es zielt nicht auf große Worte und Lösungen; der Autor bleibt bescheiden, aber diese Bescheidenheit wirkt auf den Zuschauer. [...] Das Stück ist ein Aufruf zur Zivilcourage, ein Stück Zeitgeschichte, das von den Schauspielerin, die ihr bestes gaben, eindringlich zur Diskussion gestellt wird."
Hörzu 48/1966, Seite 12: "[...] als die Handlung gerade am Anfang allzu zähflüssig dahintröpfelte, als auch noch so mancher Trivial-Dialog die Konzentration stört. [...] Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr Schwung kommt hinein. Leider war die Inszenierung - abfotografiertes Theater - nicht sonderlich befriedigend. Man wünschte sich dieses Stück noch einmal neu zu sehen, mit kräftigen Strichen durch Autor oder Regisseur. Es könnte ein Überraschungserfolg werden."
Hörzu 48/1966, Seite 12 zitiert das Hamburger Abendblatt: "Das Stück weist eindeutig die dramatische Begabung seines Autors nach, leider jedoch aber auch seine Schwäche, die Glaubhaftigkeit der Handlung zu gefährden. Die Aufführung lag bei den Bühnen der Landeshauptstadt Kiel in denkbar besten Händen."
Die 'Zeit' schrieb am 15. Januar 1965 zur Theaterpremiere: "Betont konventionell gibt sich offensichtlich der vierzigjährige rheinische Erzähler und Hörspielautor Werner Helmes. Seiner „Weihe des Hauses“ wären leicht die typischen (aber abzulegenden) Fehler eines Bühnenerstlings nachzuweisen. Bemerkenswert ist das Stück durch den Stoff und die Vorbilder. Der Hauptteil spielt am Tage nach der Kristallnacht (November 1938) im katholischen Pfarrhaus einer deutschen Stadt. Alle beim Dechanten versammelten guten Christen drücken sich davor, ein junges Judenmädchen aufzunehmen. Einzig der Kaplan Wolfgang Caspar handelt wie der barmherzige Samariter. Dabei verliert er sein Leben. Im Vorspiel des Stücks wird zwanzig Jahre später der Grundstein zu einem Jugendheim „Wolfgang Caspar“ gelegt. Zusammengekommen sind die Feiglinge und Mitläufer von einst, jetzt „preisend mit viel schönen Reden“ den toten Kaplan Caspar und die abendländische Kultur. Eine entlarvende Konstellation. Hier dürfte Hochhuths „Stellvertreter“ die thematische Anregung gegeben und Martin Walsers „Eiche und Angora“ als Vorbild gedient haben: Der deutsche, in diesem Fall besonders der christkatholische Charakter derer, die immer oben schwimmen, ist sich gleich geblieben. Helmes’ Stück rangiert literarisch unterhalb von Hochhuth und Walser. Trotz dieser Eingrenzung verdient der Zorn des neuen Bühnenautors, gehört zu werden. In einer sorgfältigen Aufführung (Regie: Schweitzer/Geng) rissen einige markante Kieler Schauspieler den Stoff über die dramaturgischen Bedenken hinweg. Die Zuschauer sahen in einen Zeitspiegel, vor dem sich jeder eigene Fragen stellen mochte."
Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Der neue Dechant Karl A. Jakoby
Der alte Dechant Hans Reitz
Dr. Ellers Rudolf Grabow
Dr. Jason Manfred Boehm
Karl Bohnen Siegfried Lorisch
August Heintz Hans Walter Hirt
Horst Heintz Paul Bäcker
Willbrinck Günther Dockerill
Kaplan Caspar Oskar Kölblinger
Küster Wöllscheidt Siegfried Kristen
Boltiz Karlheinz Vietsch
Bertha Bollendorf Dorothea Gervenux
Schinah Wiebke Gröndahl
Schauspiel von Werner Helmes
Bühnenbild Rolf Christiansen
Inszenierung Giselher Schweitzer
Helmut Geng
Uraufführung der Bühnen der Landeshauptstadt Kiel
Eine Sendung des ZDF

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 06.09.2016

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