Am selben Abend auch im ORF
gezeigt. Wiederholt im ARD-Nachmittagsprogramm am Sonntag, 28. Juli 1968, im
BR-Nachtprogramm am Montag, 6. Jänner 1969, im BR-Abendprogramm am
Donnerstag, 20. Dezember 1979, im HR-Abendprogramm im Rahmen einer
Fontane-Reihe am Dienstag, 8. November 1983 und im 1-Plus-Abendprogramm am
Samstag, 26. April 1986. Sehbeteiligung bei der Erstausstrahlung:
mittelmäßig (20%, nach anderen Angaben 26%), Zuschauerurteil: positiv (+1).
Am 27. Jänner 1963 zeigte das DDR-Fernsehen eine Bearbeitung mit Jutta
Hoffmann, Else Wolz, Gina Presgott, Jürgen Frohriep, Gaby Jäh, Angela
Brunner, Klaus Piontek und anderen, Regie: Robert Trösch. |
Hörzu 45/1966, Seite 12:
"[...] Zu fürchten war, dass der Bearbeiter Spannung hineinpfefferte,
Konflikte zuschliff, Gesellschaftskritik verschärfte. Man hat derlei erlebt.
Dramatisieren heißt das. Doch Rudolf Noelte tat dies nicht. Er ließ den
Roman spielen, wie er ist. [...] Altes Berlin, das Leben der Gardeoffiziere
und der kleinen Leute, die Mark Brandenburg, diese ganze Fontane-Welt zwang
Noelte in Bilder, die die Dichtung genau deckten. Cordula Trantow machte
Fontanes Sieg als Fernsehautor vollkommen. Wie sie die Lene Nimptsch zeigte,
die sich mutig ihr kleines zerbrechliches Glück nimmt, so muss Fontane
dieses Mädchen gesehen haben: so schlicht und so herzensklug".
Hörzu 45/1966, Seite 12 zitiert Pressestimmen: "Wer hätte das zu hoffen
gewagt! Dass es wirklich ein 'Fernsehspiel' gibt, das seiner literarischen
Vorlage keine Gewalt antut und sogar - erstaunlich zu sagen - Genre,
Atmosphäre und Stil des Romans vollkommen adäquat widerspiegelt. (Kieler
Nachrichten). Nichts blieb übrig von der rührend-einfachen Liebesgeschichte
[...] Über die zwei Motive, die Fontane zur der Liebesgeschichte
veranlassten, die Heuchelei des Bürgertums und die soziale Diskrepanz im 19.
Jahrhundert, wurde glatt weggespielt [...] mit der Prosavorlage hatte das,
trotz engster Orientierung, nichts mehr zu tun. (Frankfurter Rundschau). Es
gelang dem Regisseur, den ganzen melancholischen Duft dieses Fontane-Romans
samt seiner ironisch-skeptischen Gesellschaftsschilderung ins Fernsehspiel
umzusetzen ... Eine neue, aber zwingende Form, aus einem schon klassisch
gewordenen Roman gutes Bildschirmgold zu schlagen. (Hamburger Abendblatt).
Cordula Trantow und Christoph Bantzer verkörperten eindringlich die
'Vertreter zweier Welten', die nicht zueinander finden durften.
(Abendzeitung)"
'Die Zeit' schrieb am 28. Oktober 1966: "[... ] Wehe aber, wenn der
Regisseur die Geschichte in eine Reader’s Digest story verwandelt, hier ein
bißchen plaudern, dort ein bißchen darstellen, hier ein bißchen
monologisieren, dort ein bißchen schnappschießen läßt! [...] Nun, im
Fernsehspiel (Regie: Rudolf Noelte) sah man von den tausend Finessen dieser
von mir besonders geliebten Arbeit, wie Fontane an Emil Dominik schrieb,
nicht das geringste. Es wurden ein paar Szenen vorgeführt, die waren
handfest und redlich, aber von märkischem Esprit, von Anmut, Witz und zarter
Resignation hatten sie nichts. [...] Kurzum, man sah ein Spiel, das den
Inhalt hatte: Edler Offizier verläßt arme Weißnäherin zugunsten
standesgemäßer Partie, von Fontane aber sah man nichts. Nichts vom Streit
zweier Diktionen, der Rede des Herzens und des robotergleichen Geplauders,
nichts von jenem reichen Entsprechungs-Spiel, das der Autor, in Hankels
Ablage, mit allzu ozonreicher Luft und klumpiger Tinte kämpfend, zwischen
Lenes und Frau von Sellenthins Briefstil, zwischen dem Tonfall Madame Doerrs
und Mutter Nimptschs, zwischen Giedeon und Botho sich entfalten ließ. [...]
Mag der Bearbeiter so frei vorgehen, wie immer er will (schließlich sind die
freiesten Transpositionen häufig die besten und in übertragenem Sinne
getreusten), der Glanz des Urbildes muß erkennbar sein. Sonst wäre es
besser, man tilgte den Namen des Autors".
Gong 50/1979, Seite 72 zitiert zur BR-Wiederholung die eigene Kritik: "Noelte
gelang zweierlei: Er mied die Fallstricke des Sentimentalen, erzielte
Bildfolgen glaubwürdiger Melancholie". |