Socialaristokraten |
Erstsendung (ARD/ NDR):
Dienstag, 30.08.1966, 21.00-22.25 Uhr |
Regie:
Claus Peter Witt |
Dauer/
Bild:
82', s/w |
Inhalt |
Um die Jahrhundertwende in
Friedrichshagen bei Berlin. Gelegenheitspoet Oskar Fiebig und der
verkrachte, von dubiosen Weltverbesserungsideen und germanischem
Sendungsbewusstsein überzeugte Schriftsteller Gehrke gründen dank des
Geldes eines ahnungslosen Erben eine Zeitschrift. Sie nennen ihr Blatt
'Der Socialaristokrat', wollen damit ihren geistigen Anspruch betonen
und sich zugleich von einfachen Klassenkampf-Zielen distanzieren. Zwar
ist das Unternehmen schon nach der dritten Ausgabe pleite, aber Gehrke,
der wegen des Verdachtes anarchistischer Agitation drei Tage im Knast
saß und dadurch eine Art Märtyrer wurde, nutzt seine erworbene
Popularität, um sich von einer antisemitischen Volkspartei als
Wahlkandidaten aufstellen zu lassen. Und sein Blättchen avanciert zum 'Centralorgan'
...
(Text © JO,
Die Krimihomepage) |
Wissenswertes |
Ursprünglich geplant für
Donnerstag, 14. Juli 1966, 20.15 - 21.40 Uhr, aus aktuellem Anlass -
Live-Erklärungen der SPD-Vorsitzenden Brandt, Wehner und Erler unter dem
Motto 'Deutschland, 14. Juli 1966, ein Versuch, die erstarrten Fronten
zwischen Ost und West zu lockern' - verschoben. Wiederholt im
ARD-Nachtprogramm am Freitag, 23. August 1968. Sehbeteiligung bei der
Erstausstrahlung: mäßig (14%), Zuschauerurteil: ablehnend (-2). Am Sonntag,
9. August 1964 zeigte das DDR-Fernsehen unter dem leicht abgeänderten Titel
'Sozialaristokraten' eine Version mit Gerhard Bienert, Maika Joseph, Rudolf
Christoph, Margarethe Taudte, Ingrid Seeberg, Peter Dommisch, Willi Narloch,
Heinz Hinze, Gert Andreae, Axel Dietrich, Wiebke Fuhrken, Fritz Schlegel und
Karl Heinz Weiss, Regie: Ernst Kahler.
TV Hören & Sehen 28/1966, Seite 40 zur geplanten Erstausstrahlung: "Arno
Holz ist der Schöpfer der eigentlich naturalistischen Kunstform. Er hat
nicht nur neue dichterische Sprachmittel bereitgestellt, den sogenannten
'Sekundenstil' geschaffen, der jede Regung der Außenwelt festzuhalten
imstande sein sollte, sondern auch die neue Technik der bloßen Andeutung,
des bloßen Anrührens seelischer Hintergründe entwickelt." |
Kritik |
Gong 38/1966, Seite 63: "[...]
Im übrigen war ein prächtiges Ensemble zusammengeholt worden, an dessen
Spitze ich Hans Deppe, den Gelegenheitsdichter, der grandios berlinerte
sowie Inge Herbrecht, das Meis'chen, die ebenso köstlich sächselte und
Stefan Gohlke, den sympathisch-zurückhaltenden 'echten' Dichter, setzen
möchte. Claus Peter Witt hatte flott inszeniert, ließ kräftig chargieren,
aber nie karikieren, arbeitete die geradezu prophetischen Anspielungen
hervorragend heraus und vergaß auch nicht auf die Kamera- und Schnittarbeit
zu achten. Im Schlussbild, nach der Wandlung der Sozialdemokraten zu
Socialaristokraten und schließlich zu Antisemiten, blieb beim Gegröhl des
Deutschlandliedes dem bis dahin vielleicht noch unbekümmerten Zuschauer das
Lachen im Halse stecken."
Das Hamburger Abendblatt schrieb am 31. August 1966: "Für den Ostpreußen
Arno Holz, einem Zeitgenossen Gerhart Hauptmanns, war Bühnenkunst
getreuliche Wiedergabe der Natur im Fensterausschnitt. Natur sei Gesetz, die
Kunst habe nur Spiegel zu sein. So sind denn auch die Figuren in dieser
seiner Komödie modellgetreu geschilderte Menschen aus den letzten Jahren vor
der Jahrhundertwende. Holz kannte sie und ihren sogenannten "Friedrichshagener
Kreis" mit samt seinem überkandidelten, hoditrabenden
Menschheitsbeglückungstendenzen und den pathetisch getönten Tiraden dieser
verschworenen Gegner der Nietzsche-Idee vom Übermenschen. Regisseur Claus
Peter Witt hatte die Aufgabe im Griff, hatte aber auch ein nach Wille und
Wunsch getreulich agierendes Ensemble in Kostüm und vollwertiger Maske der
Epoche zur Hand. In der Rolle des blutjungen Verlegers Hahn hatte sich
übrigens der Dichter in einer Anfangsphase seiner Laufbahn selbst
porträtiert." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Oskar Fiebig |
Hans Deppe |
Frau Fiebig |
Camilla Spira |
Anna |
Christiane Thorn |
Herr Hahn |
Stefan Gohlke |
Dr. B. Gehrke |
Gert Haucke |
Meischen |
Inge Herbrecht |
Wilhelm Werner |
Reinhold Bernt |
T. V. Styczinski |
Richard Peau |
Frederick S. Bellermann |
Alexander Welbat |
Der Amtsvorsteher |
Ernstwalter Mitulski |
Schwabe |
Alexander Reuter |
Dr. Hans Hoffmann |
Eberhard Fechner |
Fritz |
Rainer Gröbel |
Erster Druckergeselle |
Wolfgang Reif |
Zweiter Druckergeselle |
Wolf-Rüdiger Janzen |
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Komödie von |
Arno Holz |
Fernsehbearbeitung |
Claus Hubalek |
Kamera |
Hans Sommerfeld |
Szenenbild |
Herbert Kirchhoff |
Produktion |
Egon Monk |
Regie |
Claus Peter Witt |
Eine
Produktion des |
NDR |
hergestellt
im |
Studio
Hamburg |
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