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Wer einmal
lügt...
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Paul Trimmel, Hauptkommissar |
Erstsendung (ARD/ NDR):
Mittwoch, 04.09.1985, 20.15-21.15 Uhr |
Regie:
Wilfried Dotzel |
Dauer:
58'25'', Farbe |
Inhalt |
Geldtransporterfahrer
Erich Weygang plant einen genialen Coup. Der Mitfünziger engagiert
einige Ganoven und lässt seinen eigenen Transporter überfallen. Er
selbst will von der Millionenbeute vierhunderttausend Mark haben. Doch
die Sache geht schief. Am Ende ist Erich tot. Sein Beifahrer Höffgen
gerät ins Visier der Ermittlungen. Hauptkommissar Paul Trimmel von der
Hamburger Kriminalpolizei leitet diese - ist jedoch anfangs ziemlich
ratlos... (Text: ©
GP, Die
Krimihomepage) |
Kritik |
Spannender Krimi um einen Raubüberfall,
flott inszeniert, gut gespielt. Die Kürzung der Trimmel-Fälle, die beim
"Tatort" mitunter zwei Stunden dauern konnten ("Richter in Weiß"), tut
dem Tempo sehr gut. Gerd Kunath ist ein neuer Trimmel, der gar nicht
erst versucht, Walter Richter zu kopieren. Daran tut er gut. Gute
Filmmusik. (GP, Die
Krimihomepage, Dezember 2020) |
Zusätzliche Infos &
Hintergrundinfos |
Paul Trimmel war eine
Romanfigur von Friedhelm Werremeier. Am 26.10.1969 lief die Romanverfilmung
"Ich verkaufe mich exklusiv" unter dem Titel "Exklusiv!"
in der ARD. Darin kam Trimmel geschätzte 15 Minuten vor. Da der Film
erfolgreich war, plante man einen zweiten, das war "Taxi nach Leipzig". Als
die ARD nach dem ZDF-"Kommissar" unter Zugzwang geriet, hob man schnell den
"Tatort" aus der Taufe. Um rasch an den Start gehen zu können, brachten die
verschiedenen Regionalsender bereits fertige Filme (z. B. HR: "Frankfurter
Gold" mit Klaus Höhne) oder fertige Reihen (WDR: Kressin mit Sieghardt Rupp,
ORF: Marek mit Fritz Eckardt) ein. Auch der NDR setzte auf Fertiges und so
ging der 2. Fall für Trimmel "Taxi nach Leipzig" als erster "Tatort" der
Geschichte auf Sendung. Trimmel hat daher doppelte Bedeutung für die
langlebige Reihe: einerseits war er der allererste Ermittler, andererseits
auch der älteste, denn der 1969 produzierte und erstgesendete Film
"Exklusiv!" wurde nochmals in die Reihe als neunte Folge integriert, 1971
gesendet, und seither immer als "Tatort" wiederholt.
Paul Trimmel - von Walter Richter dargestellt - war nun gänzlich anders als
bisherige Ermittlerfiguren. Er rauchte Zigarre, trank ganz schön viel, hatte
die Füße auf dem Schreibtisch und war nicht gerade von feiner Art, eher ein
"Walross", etwas primitiv und proletarisch, stur und eigensinnig, aber
konsequent in seinen Ermittlungen. Bis 1982 brachte er es auf 11 Einsätze +
6 Gastauftritte in anderen "Tatort"en. Nach seinem Tod setzte der NDR die Trimmel-Reihe "Tatort"-Serie
mit "Wer einmal lügt..." (04.09.1985) und "Eine
Bombenstory" (13.08.1986) fort, doch es kam nur zu
zwei Filmen ohne Walter Richter, da das Publikum zu sehr die Figur des
Hamburger Kommissars mit diesem Schauspieler verband.
Beide Trimmel-Episoden haben einen modernen Vorspann, der an
amerikanische Krimiserien erinnert.
Über den neuen Trimmel berichtete das Hamburger Abendblatt am 04.09.1985
wie folgt: "Trimmel-Darsteller Walter Richter ist im Juli dieses Jahres gestorben, die
fiktive Figur des populären TV-Polizisten aber lebt weiter: Autor Friedhelm
Werremeier, der seinen bärbeißigen Hamburger Hauptkommissar insgesamt zwölf
[sic!] Mal
ins Gefecht um Recht und Ordnung schickte, möchte seine Erfolgsfigur nicht
fallen lassen. Da offenbar auch die NDR- Fernsehspielleitung an einem
künstlerischen Fortleben Trimmels interessiert war, wurde die Figur mit einem
anderen Darsteller
(Gerd Kunath) besetzt, der auch vom Theater kommt wie Walter Richter, und seine
Fälle wurden aus der "Tatort"-Reihe herausgenommen.
"Äußerlich ist er Walter Richter überraschend ähnlich" kommentiert
Fernsehspielchef Dieter Meichsner den Bezug seines neuen Krimihelden zu dessen
Vorgänger. Ansonsten unterscheiden sich die beiden TV-Fahnder deutlich: Keine
autoritäre Grantelei, Teamwork ist jetzt gefragt. Der neue Trimmel ist nicht
mehr kauzig, eher zugänglich.vGerd Kunath, bekannt aus dem Pharma-Krimi "Nebenwirkungen", absolviert heute
Abend nun seinen ersten Einsatz in dem Fall "Wer einmal lügt". Der zweite
Kunath-Trimmel-Film, der in Hamburg, München und Zürich gedreht wurde, kommt
gegen Jahresende ins Erste Programm.
"Wer einmal lügt" erzählt die Geschichte des Hamburger Geldtransportfahrers
Erich Weygang (Günter Kütemeyer), der sich angesichts steigender
Arbeitslosenzahlen Sorgen um seine Zukunft macht und deshalb der
Vierhunderttausend Mark mitgehen lassen sollen, derweil sich Erich selbst den Rest
in die Tasche steckt. Aber er hat die Rechnung ohne seine Komplizen gemacht.
Dass dieser Fall ins Auge geht, sieht auch der Laie auf den ersten Blick."
Wiederholt am Folgetag, dem 05.09.1985 um 10.23 Uhr, am 04.01.1986 und am 29.09.1988 auf ARD, am 23.12.1988 im
ORF, FS 1.
Am 21.11.1985 schrieb das Hamburger Abendblatt über die Verwendung der
Fahrzeuge mit echtem Firmennamen und einen echten Coup, der so wie im
Film geschah, unter dem Titel "Ein Coup wie im Film - war TV-Krimi das
Vorbild?": "Hans-Günther Imlau, Produzent des Fernseh-Kriminalspiels "Wer einmal lügt",
erinnert sich an die Dreharbeiten: "Dieter Borchert war sehr entgegenkommend,
als wir für die Dreharbeiten Sicherheitsfahrzeuge mieten wollten. Einen Fahrer,
der uns den Umgang mit den Wagen zeigte, überließ er uns auch. Bedenken hatte
Borchert dabei nicht."
Sogar der Firmenname blieb an den
Fahrzeugen. Gegen diese Werbung hatte der NDR nichts einzuwenden. Imlau: "Es
hieß: 'Wir verdecken ja auch keine Automarken'. Und Umspritzen kostet Geld." Der
Firmen-Chef im Film wurde nach Borchert benannt; ihn spielte Ferdinand Dux. Bei
den Ermittlungen des Film-Kommissars Trimmel nahm der seine Angestellten in
Schutz: zuverlässige, langjährig erprobte Leute. Trotzdem hatte sich ein Fahrer
(im Film!) zu sehr mit dem anvertrauten Geld beschäftigt.
"Es ist unheimlich", sagt Hans-Günther Imlau, "dass dieser Krimi anscheinend
nachgeahmt wurde." Unheimlich, weil ihm Ähnliches schon einmal widerfahren ist: In
September 1966 brannte die "Hanseatic" vor New York. Drei Tage vorher hatte er
auf diesem Schiff gedreht - auch im Film brannte es.
Geknickt ist auch Dieter Meichsner, Fernsehspielchef beim NDR: "Entweder zeigen
wir dem Publikum spannende Krimis, oder wir verzichten auf solche Filme.
Entschlossen haben wir uns dazu nur einmal: zur Zeit der Geiselnahmen im Gefolge
von Baader-Meinhof. Jürgen Roland sollte den Krimi drehen, der sich eng an die
damaligen Ereignisse hielt. Es war uns zu riskant." |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Paul Trimmel, Hauptkommissar |
Gerd Kunath |
Karin Stiller |
Monika Gabriel |
Laumen |
Wolf Dietrich Berg |
Petersen |
Dieter Ohlendiek |
Höffgen |
Arthur Brauss |
Harry |
Sky Dumont |
Gaby |
Petra Maria Grühn |
Schupp |
Jan Fedder |
Erich Weygang |
Günter Kütemeyer |
Hannelore Weygang |
Sabine Postel |
Elisabeth Weygang |
Eva-Maria Bauer |
Borchert |
Ferdinand Dux |
? |
Helmut Gensch |
? |
Brigitte Jarmers |
? |
Jürgen Rudi |
? |
Jens Scheiblich |
? |
Günther Wachsmuth |
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Kriminalspiel von |
Friedhelm Werremeier
Wilfried Dotzel |
Kamera |
Henning Zick
Horst Peter |
Ton |
Frank Ahrens
Carsten Schuhmacher |
Tonmischung |
Hans Gralke |
Kamera |
Henning Zick |
Musik |
Wilbert Hirsch |
aufgenommen im |
Try Harder Studio |
Schnitt |
Irene Brunhöver |
Bildtechnik |
Horst Plath |
Regieassistenz |
Hansi Köck |
Kostüme |
Renate Hanke |
Masken |
Edmund Flegel
Karin Willroth |
Ausstattung |
Jochen Krumpeter |
Aufnahmeleitung |
Bernhard Liedtke
Arno Maass
Helmut Lotz |
Produktionsleitung |
Claus Schmitt-Holldack
Jürgen Ehlers |
Redaktion |
Dieter Meichsner |
Produzent |
Hans Günther Imlau |
Regie |
Wilfried Dotzel |
eine Produktion der |
Sator Film GmbH |
im Auftrag des |
NDR
©
Norddeutscher Rundfunk 1984 |
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