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Eskalation |
Erstsendung (ZDF):
Montag, 25.11.1974, 21.15-22.45 Uhr |
Regie:
Claus Peter Witt |
Dauer:
ca. 90', Farbe |
Inhalt |
Eine nächtliche
Einbruchserie beunruhigt die Bevölkerung seit längerem. Die Tatorte
liegen immer auf dem Land, die ermittelnden Behörden haben keine Spur.
Allerdings deutet schließlich alles in eine Richtung, denn die Art und
Weise, wie die Verbrechen begangen werden, entsprechen der Arbeitsweise
eines bestimmten Mannes: Franz Fekheim, einem vorbestraften Kriminellen,
der gerade erst auf Bewährung aus dem Knast entlassen wurde. Fekheim
wird zum Gejagten von Polizei und Mitbürgern, als bei einem weiteren
Einbruch Schüsse fallen und ein Mann dabei getroffen wird. Unterstützt
von einer sensationsgierigen Presse, entfacht eine gefährliche
Täterhetze, die zu eskalieren droht... (Text: ©
GP, Die
Krimihomepage) |
Kritik |
Gong 50/1974 gab 5 von 6 Punkten und
schrieb: "Eskalation - Auch so kann ein guter Krimi aussehen. - Einer
gegen alle - alle gegen einen - diese spannungs- und emotionsgeladene
Situation hatte Wellershoff gut im Griff. Die Neutralität des Zuschauers
wurde durch das Gezeigte nicht beeinflusst. Das ist zwar positiv,
schließt aber auch ein, dass die Massen- und Pressehysterie nicht
underprozentig überzeugt. Ein dichtes Drehbuch, eine Kamere, die
manchmal wunderschöne Bilder zeichnete, ein ausgesuchter, aber
unaufdringlicher Typ, keine überflüssigen Dialoge, erfreulicher Verzicht
auf einen dramatischen Schluss: Das ist "Kommissar"- und
"Tatort"-Konkurrenz zugleich." Weitere Pressestimmen: "Dieter
Wellershoff macht in diesem Film die Eskalation der Gewalt als
wechselseitigen Prozess sichtbar." - "Kritischer Fernsehfilm" |
Zusätzliche Infos &
Hintergrundinfos |
Wiederholt am Samstag, 28.02.1976.
Dies war die erste Fernseharbeit von Dieter Wellershoff (damals 49), der
auch als Romanautor und Verfasser von Hörspielen tätig war. Bereits in
seinem Roman "Einladung an alle" hatte er ein ähnliches Thema behandelt.
Die Täterjagd, die diese Produktion zeigt, fand sieben Jahre zuvor
tatsächlich statt. Allerdings änderte das ZDF den Namen der Hauptfigur.
Funkuhr (47/ 1974) schrieb: "Er geisterte wie ein Phantom durch
Deutschland und verbreitete Angst und Schrecken. Er verübte 400
Einbrüche. Er tötete einen Menschen und schoss einen zweiten zum
Krüppel. Er schaffte es 573 Tage lang, ganzen Hundertschaften von
Polizisten zu entwischen. Die Geschichte dieses Mannes, der heute seine
lebenslängliche Strafe im niedersächsischen Celle verbüsst, ist am
Montag in dem ZDF-Fernsehspiel "Eskalation" zu sehen. [...]. Auf dem
Bildschirm trägt er Mann, den über tausend Polizisten jagten, einen
anderen Namen: Franz Fekhelm. Eine Vorsichtsmaßnahme der Mainzer, weil
ihnen das Gerichtsurteil gegen die Ausstrahlung des Dokumentarspiels
"Der Soldatenmord von Lebach" im Nacken sitzt? Dokumentarspielchef Dr.
F.-A. Krummacher: "Es gibt keine Parallelen zwischen "Eskalation" und
"Lebach". Das Urteil bezieht sich ja auf besondere Fälle, in denen
dargestellte Personen kurz vor der Entlassung aus dem Gefängnis stehen
und bei der Resozialisierung behindert werden könnten." Diese Gefahr
besteht bei XX (Name des echten Täters, Anm.d.Red.) jedoch nicht: er
wird das Gefängnis wohl nie mehr verlassen dürfen. Dass ZDF und
"Eskalation"-Autor Dieter Wellershoff dennoch den Namen ihrer
Hauptfigur, den Schauplatz des Geschehens und die Zeit der Handlung
veränderten erklärt Dr. Krummacher so: "Dieses Fernsehspiel zielt über
den zugrunde liegenden Einzelfall hinaus. Es kam uns also gar nicht
darauf an, den Fall XX bis zum letzten Hosenknopf zu rekonstruieren."
Was "Eskalation" wirklich bezwecken soll, erläutert Schriftsteller
Wellershof, der mit diesem Fernsehspiel sein Debüt als Drehbuchautor
gibt: " Dargstellt wird die Verfolgung eines Außenseiters. So was
geschieht ja dauernd bis hin zur Verfolgung politischer Außenseiter Die
Jagd nimmt militärische Formen an, und in gleichem Maße reagiert auch
der Verfolgte mit Gewalt. Wir haben den Film nach allen Kräften zu einem
beispielhaften Fall einer solchen Verfolgung gemacht." Wellershoff
selbst hat sich ausgiebig mit Polizeimethoden befasst, bevor er das
Drehbuch schrieb: Er nahm an Fahndungen und Kneipenkontrollen teil, er
war bei Verhaftungen, Vernehmungen und Leichensektionen dabei - "nur um
zu sehen, wie das geht". Und: Auf Vermittlung XX-Anwalts W. H. aus
Osnabrück besuchte Wellershof das einstige Phantom sogar im Celler
Gefängnis. Rechtsanwalt H. zur Funkuhr: "Ich bin der Auffassung, dass
dieser Film gar nicht gegen den guten XX gerichtet ist, obwohl der Bezug
zu ihm hundertprozentig hergestellt wird. Denn es ist eigentlich mehr
eine sozialkritische Abhandlung." Außenseiter XX kann die Zeit seiner
Verfolgung vor dem Bildschirm noch einmal selbst nacherleben. Der Leiter
der Strafvollzugsanstalt Celle: "Wenn er Interesse hat, darf er sich das
Fernsehspiel anschauen."" |
Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Franz Fekhelm |
Jan Groth |
Schwarze |
Friedrich W. Bauschulte |
Schlieper |
Wolfgang Grönebaum |
Reimann |
Dieter Hufschmidt |
Inspektor Willy |
E. A. Schepmann |
Alte Frau Brackel |
Katharina Brauren |
Hermann Brackel |
Gernot Endemann |
Junge Frau Brackel |
Karin Heym |
Walter Döring |
Dieter Kursawe |
Frau Döring |
Renate Schubert |
Geringer |
Franz-Josef Steffens |
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Fernsehfilm von |
Dieter Wellershoff |
Regie |
Claus Peter Witt |
Eine Sendung des |
ZDF |
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