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Mord im
Pfarrhaus |
Erstsendung (ZDF):
21.11.1970 |
Regie:
Hans Quest |
Dauer:
94'50'', Farbe |
Inhalt |
Wer hat den Colonel
ermordet? Mr. Protheroe wird ausgerechnet am Schreibtisch des Pfarrers
erschossen. In des Pfarrers Gemeinde gibt es genügend schwarze Schafe. Doch
jedes von ihnen hat ein handfestes Alibi. Sogar der Pfarrer hat vor der Tat
einmal unbedacht geäußert, dass derjenige, der den Colonel ins Jenseits
befördert, eine gute Tat begeht. Auf Inspektor Slack macht das natürlich
keinen guten Eindruck. Da muss erst Fräulein Marple, die auch zur
Pfarrgemeinde gehört, kommen, um den Täter zu überführen ...
(Text: © GP, Die Krimihomepage) |
Kritik |
Ein dramaturgisch
geschickt inszeniertes Kammerspiel mit einem Herbert Mensching, der seine
Rolle als Pfarrer sehr glaubwürdig spielt und einer Inge Langen, die den
Film ein ganzes Stück lang hervorragend trägt. Sehenswert. (Havi17) |
Zusätzliche Infos &
Hintergrundinfos |
Das Bild der Miss Marple war und ist immer noch
geprägt durch die Darstellung Margaret Rutherfords in den berühmten vier
britischen Kinokrimis aus den 1960ern. In der Vorlage war die Figur jedoch
ganz anders, etwa so, wie sie von Inge Langen gespielt wird. Diese meinte
deshalb im Vorfeld der Dreharbeiten, dass sie ganz genau wisse, wie schwer
es sei, das Erbe der beleibten kauzigen Rutherford anzutreten. Deshalb
bemühte sie sich, dieser berühmten Rolle eine völlig andere Gestalt zu
geben. Ihre Darstellung blieb jedoch trotzdem weit hinter den Erwartungen
des Publikums zurück, was auch darin begründet liegen mag, dass der
Originalroman „The Murder on the Vicarage“ der erste Roman war, in dem die
berühmte Hobbydetektivin auftrat. Dementsprechend war ihre Rolle auch noch
nicht so groß, die Parts des Pfarrers und des Ermittlers überwiegen. Hans
Quests TV-Version basiert übrigens nicht auf dem 1930 erschienen 10. Roman
Christies, sondern auf der 1949 angefertigten Bühnenfassung, die Christie
überaus lobte und begleitete. Für damalige Verhältnisse war die Umsetzung
des kammerspielartigen Theaterstücks produktionstechnisch auch viel
einfacher als die Adaption des Romans. Wie auf der Bühne probten hier auch
die Darsteller in etwa vier Wochen lang, ehe man das Stück in der
Studiodekoration mit mehreren Kameras in sehr großen Takes chronologisch
aufzeichnete.
Die Geschichte wurde später noch zweimal innerhalb von Miss-Marple-TV-Serien
verfilmt, 1986 mit Joan Hickson und 2004 mit Geraldine McEwan.
Durbridge-Regisseur Hans Quest inszenierte 1969
bereits die Agatha-Christie-Verfilmung "Zehn kleine Negerlein".
Interview mit Regisseur Hans Quest zu den Dreharbeiten und Agatha
Christie (aus Gong 12/ 1970, Titel: Der Schuß ging genau ins Herz).
Der Gong (12/ 1970) berichtete über
den Krimi ausführlich und titelte: "Was Francis Durbridge recht ist,
ist Agatha Christie billig. Das heißt: Es wird nichts verrate! An
diesen Grundsatz hielt sich Regisseur Hans Quest, obwohl das Buch,
das er für das Fernsehen verfilmte, eine große Auflage hat.
Regisseur Hans Quest ist die Ruhe selbst. Er hat ja Erfahrung mit
Mördern, mit kniffligen Krimisituationen, mit Schauspielern, die
unter strengster Geheimhaltung spielen. Schließlich war er es, der
uns die Durbridge-Serien "Das Halstuch", "Tim Frazer" und "Es ist
soweit" so spannend servierte, dass an den Sendeabenden die
Straßen leer waren." Es folgte folgendes Interview mit dem
Regisseur: |
?: Herr
Quest, die modernen Krimiautoren sagen: Agatha Christie und Edgar
Wallace sind ein alter Hut. Ihre Storys sind für die Menschen in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts veraltet.
Hans Quest: Ich möchte mal Edgar Wallace ausklammern, obwohl
die Filme, die nach seinen Romanen gedreht wurden, Erfolge waren.
Wenden wir uns Agatha Christie zu. Ihre Krimis unterscheiden sich
gewiss wesentlich von den heutigen. Sie baut ihre Stoffe rein
psychologisch auf, während die Autoren unserer Zeit nur von Aktion
ausgehen. Die englische Schriftstellerin schafft Charaktere, an
deren Schicksal der Leser oder Zuschauer persönliches Interesse
nimmt.
Warum spielt man auch heute noch in der ganzen Welt Theaterstücke
von Agatha Christie? Doch nur, weil der Zuschauer und Zuhörer die
psychologisch folgerichtige Handlungsweise der Figuren mit
angespanntem Interesse verfolgt.
Meiner Ansicht nach ist das deutsche Publikum mit modernen
Aktionskrimis schon überfüttert. Gewiss gibt es auch in diesen
Stücken Spannung, vielleicht auch einen gewissen Nervenkitzel. Aber
glauben Sie mir, ein Agatha-Christie-Stoff packt mehr.
Vom Psychologischen, vom Aufbau her sind bei ihr stets drei bis vier
Personen dringend verdächtig. Sie zeichnet Menschen, die gute und
schlechte Seiten haben, also in gewissen Grenzsituationen zu Mördern
werden können. Auch hier im Atelier tippten die Mitarbeiter, die das
Buch nicht kannten, auf mindestens vier Personen, die alle als
Mörder in Frage kommen.
?: Besteht nicht die Gefahr, dass das Buch Mord im
Pfarrhaus in weiten Kreisen so bekannt ist, dass das Interesse
an der Fernsehaufzeichnung gering ist?
Hans Quest: Ich glaube nein. Selbst wenn das Buch bekannter
sein sollte, als ich annehme, wird das Sehinteresse nicht gemindert.
Der Fernsehzuschauer fragt nicht, was wurde aufgezeichnet, sondern
wie wurde es aufgezeichnet. Und hier liegt die reelle Chance für den
Regisseur. Ich durfte aufgrund der Lizenzbestimmungen den Stoff und
vor allem seine Pointe nicht ändern. Was mir möglich war: Ich konnte
straffen, kürzen, wenn Sie wollen, vereinfachen. Die Grundstory
bleibt aber unverändert.
Verraten dürfen wir nichts. Nur soviel: Ein Schuss ins Herz spielt
eine große Rolle.
?: Die Besetzung weist keine Starnamen im üblichen Sinne auf.
Jedoch wer sich am Theater auskennt, weiss, dass Ihr Ensemble aus
wirklichen Schauspielern besteht. Trafen Sie Ihre Wahl nach Typen
oder nur nach schauspielerischem Können?
Hans Quest: Nur nach schauspielerischem Können. Ich halte
nichts von reiner Typenbesetzung. Herbert Mensching, der den Pfarrer
spielt, ist kein Pfarrertyp, aber er spielt diesen Pfarrer
glaubhafter, als der beste Typ. Ingrid Capelle, Edith Schneider,
Inge Langen, Heinz Bennent, Paula Denk, Helga Anders, Willi
Semmelrogge und Christian Marguliès, sie alle sind keine Typen. Nur
echte Schauspieler können einen Handlung vielversprechend tragen. |
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Stab |
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Besetzung |
Aufnahmestab |
Der Pfarrer |
Herbert Mensching |
Griselda |
Ingrid Capelle |
Fräulein Marple |
Inge Langen |
Elisabeth |
Clara Walbröhl |
Lawrence Redding |
Heinz Bennent |
Anne Hampton |
Edith Schneider |
Inspektor Slack |
Willy Semmelrogge |
Frau Price Ridley |
Paula Denk |
Virginia Hampton |
Helga Anders |
Ronald Hawes |
Paul Neuhaus |
Dr. Haycock |
Fritz Haneke |
Dennis |
Christian Marguliès |
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von |
Agatha Christie |
dramatisiert von |
Moie Charles
Barbara Toy |
deutsch von |
Peter Goldmann |
Kamera |
Alois Nitsche |
Kameramänner |
Peter Grundmann
Jochen Hubrich
Waldemar
Meier
Jürgen von Wins |
Bildschnitt |
Frigga Pleiss |
Bildtechnik |
Eckhard Nebel |
Ton |
Manfred Kohn |
Regie-Assistenz |
Maximiliane Brandt |
Szenenbild |
Peter Scharff |
Kostüme |
Uta Wilhelm |
Musik |
Raimund Rosenberger |
Produktionsleitung |
Helmut Brielmann |
Redaktion |
Ulrich Kühn |
Regie |
Hans Quest |
Hergestellt im |
FSM Fernsehstudio München |
eine Produktion des |
ZDF |
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