Allgemeines und
Kritik
Im Mai 1960 wurde dieser fünfteilige Kriminalfilm in den Studios der Bavaria
Film München gedreht. Es ist fast eine reine Studioproduktion, man sieht nur
ganz wenige Außenaufnahmen, die meist aus der Konserve kommen (Bilder von
Kanawha Spa) und eine deutlich schlechtere Qualität haben. Nichtsdestotrotz ist
der Film ein spannender Straßenfeger, der im Zuge der Durbridge-Verfilmungen gedreht wurde und eine ähnliche Wirkung auf das Publikum
haben sollte. Der Film weist eine erstaunlich gute Besetzung auf: darunter
Joachim Fuchsberger, Karl Michael Vogler, Horst Tappert, Karl Paryla, Robert
Graf und Heinz Klevenov in der Rolle des Detektivs Nero Wolfe. Für die
Produktion war Wilhelm Semmelroth verantwortlich, der auch einige
Durbridge-Mehrteiler für den WDR herstellte und auch die
Wilkie-Collins-Verfilmungen in den 70ern drehte. Kurt Wilhelm, der auch Regie
führte, schrieb gemeinsam mit Rolf und Alexandra Becker ("Gestatten, mein
Name ist Cox", "Das Kriminalmuseum", "Die fünfte
Kolonne") das Drehbuch. Die für einen Fernsehfilm überraschend gute Musik
komponierte Rolf Wilhelm ("Die Nibelungen", "Pappa ante
Portas", "Ödipussi", "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse").
Übrigens: der in den 70ern, 80ern und 90ern sehr erfolgreiche "Der
Alte"- und "Derrick"-Regisseur Günter Gräwert spielt eine
Nebenrolle.
Teil 1 (Erstsendung: 27.02.1961)
Gemeinsam mit seinem Assistenten Archie Goodwin ist der renommierte New Yorker
Detektiv Nero Wolfe bei einem Kochwettbewerb in Kanawha Spa eingeladen, an dem
die bekanntesten und besten Köche der Welt teilnehmen. Auch ein Freund des
Feinschmeckers Wolfe, Marko Vukow ist unter diesen Männern, doch vor ihm wird
im Hotel durch ein anonymes Schreiben gewarnt. Auch Philipp Laszio ist einer der
geladenen Gäste. Er ist unter den Köchen äußerst unbeliebt, da er schon dem
einen oder anderen ein Rezept gestohlen hat. Seine Frau Dina sucht nach Ankunft
in Kanawha Spa Nero Wolfe aufgeregt auf: sie behauptet jemand habe versucht
ihren Mann zu vergiften. Nero ist nicht erfreut darüber, er will sich nicht
detektivisch betätigen. Das hätte er aber vielleicht tun sollen, den am Abend
des Wettbewerbes wird Philipp Laszio ermordet...
Darsteller dieser Episode:
Heinz Klevenov (Nero Wolfe),
Joachim Fuchsberger (Archie Goodwin), Rosl Schäfer (Dina Laszio),
Gerlinde Locker (Constanza Berin), Robert Graf (Staatsanwalt Tolman),
Herbert Hübner (Jerome Berin), Karl Paryla (Marko Vukow), Horst Tappert (Hoteldetektiv
Odell), Hans Timerding (Servan), Erik Jelde (Hoteldirektor), Lukas Ammann
(Philipp Laszio), Heinz Kargus (Keith), Hans Pössenbacher (Rossi), Leo
Siedler (Coyne), Coralie (Lio Coyne), Walter Holten (Mondor)
Teil 2 (Erstsendung: 01.03.1961)
Neben dem Ermordeten Laszio findet der Hoteldetektiv die Uhr von Nero Wolfes
Freund Marko Vukow, so dass der Verdacht sofort auf ihn fällt. Eine Theorie von
Nero Wolfe veranlasst schließlich den ermittelnden Staatsanwalt Tolman den
französischen Meisterkoch Jerome Berin zu verhaften, da dieser Philipp Laszio
abgrundtief gehasst haben soll. Auf Drängen seines Assistents Archie Goodwin
schaltet sich Nero Wolfe schließlich in den Fall ein, auch deswegen, weil
Archie ein Auge auf die Tochter des Verhafteten, Constanza Berin, geworfen
hat...
Darsteller dieser Episode: Heinz Klevenov
(Nero
Wolfe), Joachim Fuchsberger (Archie Goodwin), Rosl Schäfer (Dina
Laszio), Robert Graf (Staatsanwalt Tolman), Herbert Hübner (Jerome Berin),
Gerlinde Locker (Constanza Berin), Horst Tappert (Hoteldetektiv Odell),
Hans Timerding (Servan), Karl Paryla (Marko Vukow), Wolfgang Reichmann
(Sheriff Pettigrew), Karl Michael Vogler (Liggett), Günter Gräwert (Malfi),
Coralie (Lio Coyne), Leo Siedler (Coyne), Heinz Kargus (Keith), Eva
Schauland (Lisette), K. H. Peters (Reporter), Walter Holten (Mondor), Hans
Pössenbacher (Rossi)
Teil 3 (Erstsendung: 03.03.1961)
Zu aller Erstauen kann Vukow seine Uhr vorweisen, also muss die Uhr, die am
Tatort gefunden wurde, von jemand anderem stammen. Unterdessen beginnt Wolfe in
dem Fall zu ermitteln und kann durch einen Trick Lio Coyne dazu
bewegen, eine Aussage zu machen: sie hat am Tatort den Mörder für einen Moment
beobachten können. Ihre Aussage überrascht Wolfe: es war ein Schwarzer, womit
alle Köche aus dem Schneider wären. Wolfe verhört alle schwarzen Bediensteten
des Hotels, fast ohne Erfolg. Immerhin stellt er fest, dass der Täter sich auch
schwarz angemalt haben könnte, um den Verdacht auf jemand anderen zu lenken.
Darsteller dieser
Episode: Heinz Klevenov (Nero
Wolfe), Joachim Fuchsberger (Archie Goodwin), Rosl Schäfer (Dina
Laszio), Karl Paryla (Marko Vukow), Robert Graf (Staatsanwalt Tolman), Herbert
Hübner (Jerome Berin), Gerlinde Locker (Constanza Berin), Horst Tappert
(Hoteldetektiv Odell), Hans Timerding (Servan), Coralie (Lio Coyne), Kurt Lang (Whipple),
Theodor Michael (Moulton), Karl Michael Vogler (Liggett), Günter Gräwert (Malfi),
Harald Mannl (Leon Blanc), Eva Schauland (Lisette)
Teil 4 (Erstsendung: 06.03.1961)
Gerade als Nero Wolfe am Tatort die Vorgänge rekonstruiert, schlägt der
mysteriöse Mörder erneut zu und versucht Nero Wolfe durch einen Schuss zu
töten. Das Attentat geht jedoch schief. Archie Goodwin verfolgt den Mörder bis
in den Park, doch der Unbekannte kann im Schutz der Dunkelheit entkommen. Dafür
trifft er dort auf Dina Laszio, die nun ihren Ex-Mann Vukow des Mordes
beschuldigt. Als Motiv gibt sie an, er wollte sich einen Konkurrenten aus dem
Weg schaffen. Das Attentat bewirkt wenigstens, dass der unschuldig in der Haft
sitzende Jerome Berin entlassen wird.
Darsteller
dieser Episode: Heinz Klevenov
(Nero
Wolfe), Joachim Fuchsberger (Archie Goodwin), Rosl Schäfer (Dina
Laszio), Karl Paryla (Marko Vukow), Theodor Michael (Moulton), Kurt Lang (Wipple),
Herbert Hübner (Jerome Berin), Gerlinde Locker (Constanza Berin), Robert
Graf (Staatsanwalt Tolman), Wolfgang Reichmann (Sheriff Petigrew), Horst
Tappert (Hoteldetektiv Odell), Günter Gräwert (Malfi), Karl Michael
Vogler (Liggett), Coralie (Lio Coyne), Harald Mannl (Leon Blanc), Rolf von
Nauckhoff (Arzt), Erik Jelde (Hoteldirektor), Monika Klemmer
(Telefonistin)
Teil 5 (Erstsendung: 08.03.1961)
Nero Wolfe ist sich ziemlich sicher, dem Täter auf die Spur gekommen zu sein,
doch gerade als er ihn seinem Zimmer aufsucht, findet er den Verdächtigen
ermordet auf. Wolfe muss seine Gedanken ordnen und kommt bald dem richtigen
Täter auf die Spur. Bei der Abschlussfeier, bei der alle Köche und Ehrengäste
versammelt sind, hält Nero Wolfe eine lange Rede, an deren Ende er schließlich
den Täter überführt...
Darsteller dieser Episode: Heinz
Klevenov (Nero Wolfe), Joachim Fuchsberger (Archie Goodwin), Rosl Schäfer (Dina
Laszio), Gerlinde Locker (Constanta Berin), Robert Graf (Staatsanwalt Tolman),
Karl Michael Vogler (Liggett), Horst Tappert (Hoteldetekiv Odell), Wolfgang
Reichmann (Sheriff Pettigrew), Karl Paryla (Marko Vukow), Herbert Hübner
(Jerome Berin), Hans Timerding (Servan), Coralie (Lio Coyne), Harald Mannl (Leon
Blanc), Walter Holten (Mondor), Leo Siedler (Coyne), Heinz Kargus (Keith),
Theodor Michael (Reporter), Kurt Lang (Whipple), Hilde Schreibner
(Stubenmädchen)
Texte:
©
GP, Die Krimihomepage,
November 2002, Sommer 2009
|
Erinnerungen des
Regisseurs Kurt Wilhelm
In seinem Buch „Fernsehen - Abenteuer im Neuland“ schreibt
Regisseur Kurt Wilhelm (* 1923 in München, verstorben 2009), Bruder des Filmkomponisten Rolf
Wilhelm, über seinen TV-Krimi „Zu viele Köche“: (Verlag: Grote’sche Verlagsbuchandlung Köln/ Berlin):
1960 lief eine Kriminalserie „Zu viele Köche“, die szenische Adaptierung
eines Romans von Rex Stout und dem dicken Nero Wolfe und seinem Mitarbeiter
Archie Goodwin. Wir waren stolz, dass damals zum ersten Mal im Ruhrgebiet in
großen Werken die Schichten verlegt werden mussten, weil die Arbeiter die
Fortsetzungen sehen wollten.
Ich hatte Besorgnisse, denn der Roman, nach dem ich das Drehbuch geschrieben
hatte, war in jeder Buchhandlung erhältlich. Die Spannung des Publikums war
groß, die Sendung war ein wirklicher Erfolg. Trotzdem scheint sich kaum
jemand das Buch gekauft zu haben, um vorher zu erfahren, wer der Täler ist.
Zwar lesen nur etwa 15 Prozent der Einwohner der Bundesrepublik Bücher, aber
auch die wollten lieber die Spannung genießen, als sich vorzeitig Gewissheit
verschaffen.
Im Roman von Stout und in unserer Fernsehfassung wurde übrigens fair
gespielt. Wer genau aufpasste und mitdachte, konnte an zwei Stellen
Widersprüche herausfinden, die den Täter kenntlich machten. Natürlich waren
diese Stellen sehr versteckt formuliert, aber sie ließen die Lösung
erkennen.
Dieser Umstand gehört ebenso zum Ehrenkodex des Kriminalromans wie die
Forderung, dass der Kriminalkommissar nicht selbst der Täter sein darf und
dass jede Spannung, jede Fährte, die gelegt wird, am Schluss aufgeklärt
werden muss.
Es ist in der Fernsehserie wie im Kriminalroman: man darf nicht mit unfairen
Spannungsmitteln arbeiten, Aktionen, Momente, Requisiten hochspielen, die im
weiteren Verlauf keine Rolle mehr spielen. Die »roten Heringe«, wie diese
Effekte in der Fachsprache genannt werden, allzu bedenkenlos und häufig
anzuwenden ruft beim Zuschauer Verärgerung und Unbehagen hervor.
Francis Durbridge geht in seinen Serien recht sorglos mit diesen Effekten
um. Auf die Dauer werden unsere Zuschauer die Technik der Spannung
durchschauen, so, wie routinierte Kriminalromanleser auch recht bald die
Machart, das Schema erkennen, und dann werden nur noch lupenrein
konstruierte Geschichten Erfolg haben können.
Weitere Infos:
• Produziert wurde der Film an 24 Drehtagen und mit nur einer
einzigen Außenaufnahme kostengünstig im Mai 1960 in den Münchner Bavaria
Studios. Aufgrund vertraglicher Bedingungen musste allerdings erst der
Durbridge-Reißer "Es ist soweit" ausgestrahlt werden, weshalb sich die
Erstsendung auf 1961 verschob.
• Der Film kostete rund 500.000 D-Mark und wurde auf 29 Filmrollen gebannt.
Allerdings wurde nicht auf Export förderndem 35-mm-Format gedreht.
• Produktionsverantwortlicher war Wilhelm Semmelroth, der unter anderem für
die Durbridge-Reißer „Das Halstuch“, „Tim Frazer“ und „Die Schlüssel“
WDR-Produzent war und in den 70ern u. a. die Wilkie-Collins-Straßenfeger
inszenierte.
• Die Filmmusik komponierte Rolf Wilhelm, der Bruder des Regisseurs.
• Der Film selbst hat nur wenige Außenaufnahmen, die aus der Konserve kommen
(Bilder von Kanawha Spa). Diese Bilder haben eine deutlich schlechtere
Qualität.
• Die Co-Drehbuchautoren Rolf und Alexandra Becker lieferten die Vorlage für
die ein Jahr später produzierte erfolgreiche Krimireihe „Gestatten, mein
Namen ist Cox“ mit Günter Pfitzmann.
• Detail am Rande: Günter Gräwert, der hier in einigen Szenen gemeinsam mit
Horst Tappert auftritt, inszenierte später als Regisseur insgesamt 14 Folgen
von „Derrick“. |