|
Der Ruf zur
Leidenschaft |
Erstsendung (ARD/ NWRV):
Sonntag,
26.02.1961, 20.05 Uhr |
Regie:
John Olden |
Dauer:
82'33'', s/w |
Inhalt |
Der Vater von Tony Burgess ist gestorben, seine
Mutter hat bald danach wieder geheiratet. Nun kehrt Tony nach Hause
zurück und erfährt, wie sein Vater ums Leben kam. Nicht alles schien
dabei mit rechten Dingen zugegangen zu sein und die Hochzeit der
Mutter fand recht schnell nach der Beerdigung statt. In Tony keimt
der Verdacht, dass sein Stiefvater seinen richtigen Vater ermordet
hat...
(Text
©
GP, Die Krimihomepage)
|
Kritik |
"Unfall oder Mord?
Moderne Hamlet-Version mit sehr guter Besetzung, aber eher zäh.
Wolfgang Büttner, Gisela Uhlen, Hartmut Reck spielen exzellent,
absolutes Highlight ist "Tim Frazer" Max Eckard. Dennoch: Olden war
schon viel besser und auch bessere moderne Shakespeare-Versionen hat
man schon gesehen." (GP, Die Krimihomepage, März 2020)
Die Kritik ging
mit dem Film nicht gerade zimperlich um. "Ein schlechter Tennessee
Williams, verwirrend und zerstörerisch sowie widerlich in
Kleinigkeiten", so nur einige Schlagworte zu dem Film, von dem man
damals abriet.
Das Hamburger Abendblatt schrieb am 27.02.1961: "Für eine kleine
Weile hatte man sein belustigendes Unterhaltungsspielchen, von dem,
was sich da begab, Parallelen und Ähnlichkeiten zu Käutners modernem
Kino- Hamlet ("Der Rest ist Schweigen") herauszufinden. Sie sind
nicht gering an Zahl. Dann aber? Der lange Rest? Er war vor dem
Flimmerkasten teils verblüfftes, teils gelangweiltes Schweigen, auf
der Mattscheibe hingegen eine bis zur Geschwätzigkeit ausgeleierte
Redseligkeit. Sie tat bedeutungsvoll und protzte mit Bildung. Sie
stelzte in bitterernstem Ton von Szene zu Szene im prunkenden,
unpersönlich etablierten Salon kalifornischer Großkopfeter, in die
der Dunior (Hamlet- Tony) eben mal flugs von Burma hereinplatzte, um
den seltsamen Tod des Vaters zu ergründen. Auf die Frage des
Horatio-Lloyd, "was er denn nun schon wieder in seinem Kopf habe",
antwortet Hamlet-Tony: "Shakespeare". Daß der Autor Eimer Rice, vom
Expressionismus in seinem Frühwerk "Die Rechenmaschine" weit
entfernt, Shakespeare wirklich im Kopf habe, wagt man füglieh zu
verzweifeln. Er trimmt den großen Briten auf Freud, Hamlet auf den
Ödipus-Komplex. Das für dieses Stück amerikanischer
Gebrauchsdramatik gewählte Milieu der modernen amerikanischen
Gesellschaft ist dekorative Kulisse. Sowohl Regisseur John Olden als
auch die Darsteller bewegten sich brav auf dem trockenen Rice-Brett.
Wohltuend, wenn da Else Ehser (ausgerechnet die Haushälterin) einen
natürlichen Zug ins Spiel brachte."
|
Zusätzliche Infos &
Hintergrundinfos |
Autor Elmer Rice
lehnt sich bewusst an Shakespeares Tragödie Hamlet an. Rice wurde
1892 geboren, führt den Konflikt zwischen dem Stiefvater und dem
Stiefsohn zu einem anderen Ende als der englische Klassiker.
Am 15.2.1961 informierte das Hamburger Abendblatt: "Die moderne
Hamlet-Version "Ruf zur Leidenschaft" von Elmar Rice wird am 26.
Februar in einer Produktion des Hamburger Studios im deutschen
Fernsehen gesendet. Die Hamlet-Fassung des Aimerikaners hatte vor
kurzem in Wien ihre deutschsprachige Erstaufführung erlebt. Im
Fernsehen spielen unter John Oldens Regie Hartmut Reck, Gisela
Uhlen, Ingmar Zeisberg, Wolfgang Büttner, Max Eckard und Horst
Beilke die Hauptrollen. Elmar Rice ist auch der Autor des Stücks
"Die Rechenmaschine", das am Sonnabend im "theater 53" gespielt
wird." Am 25.2.1961 schrieb das gleiche Blatt: "Zu den großen Themen
der Literatur, die über alle Zeitläufe erregend wirksam bleiben,
gehört das Hamlet-Thema Shakespeares. Häufig ist es variiert und in
neuen Fassungen geboten worden. Der Film hat dabei mit dem Theater
gewetteifert. Nun hat auch der amerikanische Bühnenautor Eimer Rice,
dessen Frühwerk "Die Rechenmaschane" gegenwärtig im Hamburger
theater 53 aufgeführt wird, dieses Thema aufgegriffen. Er gestaltete
es frei. Er verlegte die Handlung von der Suche des heimgekehrten
Sohnes nach dem vermeintlichen Mörder seines Vaters in die moderne
amerikanische Gesellschaft. John Olden inszenierte das Stück als
Fernsehspiel."
Regisseur Franz Josef Wild inszenierte im gleichen Jahr Elmer Rices "Der
Strafverteidiger" mit Carl Heinz Schroth. Leonard Steckel
drehte den Stoff "Ruf zur Leidenschaft" als Fernsehspiel für den ORF,
das in Österreich am 21.03.1961 unter dem Titel "Die Spur der
Leidenschaft" ausgestrahlt wurde. Helmut Lohner spielte darin die Rolle
des Tony, in weiteren Rollen waren Ernst Stankovski und Susi Nicoletti
zu sehen.
Der TV-Film (der übrigens am 10.10.1962
wiederholt wurde) war der erste
Fernsehauftritt von Gisela Uhlen. Regie führt der Österreicher John
Olden (Bild rechts), der mit Inge Meysel verheiratet war. Olden,
eine zeitlang Produktionschef beim NWRV Hamburg und als solcher zum
Beispiel für das erste deutsche Durbridge-Krimirätsel "Der Andere"
verantwortlich, drehte unter anderem den Straßenfeger "Die Gentleman
bitten zur Kasse", während dessen Dreharbeiten er plötzlich
verstarb. |
Stab |
|
Besetzung |
Aufnahmestab |
Grace
Nicholson |
Gisela Uhlen |
Lucy
Gessler |
Ingmar Zeisberg |
Mattie |
Elsie Ehser |
Charles Nicholson |
Wolfgang Büttner |
Tony Burgess |
Hartmut Reck |
Lloyd Holtpn |
Max Eckard |
Dr. Gessler |
Horst Beilke |
Dr. Martin |
Gustl Richter |
|
von |
Elmer Rice |
Fernsehbearbeitung |
Kuno Epple |
Ton |
Martin Barckhahn |
Bildschnitt |
Helga Stumpf |
Kamera |
Bernd Eismann
Frank A. Banuscher
Herbert W. Bühner
Johannes Jensen
Walter Klöppel |
Szenenbild |
Guy Sheppard |
Regie |
John Olden |
eine
Produktion des |
Nordwestdeutschen Rundfunkverbandes
Hamburg (NWRV Hamburg) (heute: NDR) |
|
|
|
|