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Die Brüder

Erstsendung (ARD/ NWRV Hamburg):
Sonntag, 21.12.1958, 20.35-21.35 Uhr

Regie:
Egon Monk

Dauer:
68'22'', s/W

Inhalt

Le Havre zu Beginn des Jahrhunderts: Familie Roland lebt mit ihren beiden Söhnen in bürgerlicher Geborgenheit. Pierre und Jean bereiten sich nach Beendigung ihres Studiums gerade darauf vor, eine Praxis zu eröffnen, der eine als Arzt, der andere als Rechtsanwalt. Dann aber beschwört ein unerwartete Erbschaft für Jean eine vergangene und verdrängte Vergangenheit herauf, die aus den beiden Brüdern Todfeinde macht und eine Familientragödie auslöst ... (Text:  JO, Die Krimihomepage)

Kritik

"Gut gespielte Guy-de-Maupassant-Verfilmung, allerdings mehr Drama als Krimi" (GP, Die Krimihomepage, Februar 2020)
"Maupassant konstruiert seine Geschichte sehr feinfühlig und gleichzeitig konsequent. Hier erleben wir eine unheilvolle Mischung aus purer Ungerechtigkeit und nebulösen intimen Abgründen, gepaart mit bekannt negativen menschlichen Eigenschaften wie Neid und Eifersucht. Helmut Griem beginnt als der blonde Vorzeige-Schönling, dem sprichwörtlich alles zufällt. Gleichwohl beweist er bereits als der, dem man seinen Wohlstand nicht gönnen will, dass tiefe Rollen ebenfalls zu seinem Metier werden würden. Dorthin entwickelt er sich in Ansätzen auch in diesem kompakten Film schon weiter. Auf der anderen Seite der Intellektuelle, Paul Albert Krumm. Schon die Stimme einzigartig, weil sie nie frei klingt. Sie ist belegt von kritischem Geist, wirkt immer mißtrauisch. Wo er die Szenerie betritt, befüllt er den Raum nicht mit Strahlkraft, sondern mit Unbehagen. Da er aber kein bösartiger Mensch ist, nur ein unverstandener, unfair Behandelter, kann er sich in einer gerechter werdenden Welt, mit dem Gefühl gebraucht zu werden, schnell zu einem Helfer und Menschenfreund wandeln. Eine besondere antiheldische Art der Identifikationsfigur. Aus einem positiv-negativ-Element, einer Erbschaft, die wegen ihrer Einseitigkeit das Gleichgewicht gefährdet, erwächst ein Familiendrama, weil der vermeintliche Geldsegen böse alte Wahrheiten aufdeckt. Auch die Elternrollen sind schön besetzt. Gisela von Collande scheinbar nur als leidende Frau und Mutter (erinnert an "An heiligen Wassern"), die aber gleichzeitig bedroht ist, von innerer Schuld aufgefressen zu werden. Josef Dahmen als naiver Patriarch, in seiner Oberflächlichkeit ein wunderbarer Gegenpol zu den anderen drei, bis fast zum Ende mehr oder weniger leidenden Charaktere. Da sie sich aber eine Art Happy End erarbeiten, kann sich der Vater am Ende zu einer tollen, glücklichen Familie beglückwünschen, weil von den wahren Ausmaßen der Konflikte gar nichts mitbekommen hat. Auch das ist ungewöhnlich an solch einer Erzählung, die traditionell ihre Konflikte meist zuallererst an den Figuren der Patriarchen aufhängt. Auch wenn die aus Moral-Aspekten gespeisten tiefen inneren Leiden für heutigen TV-Konsum nicht mehr so zeitgemäß erscheinen mag, gefällt der Film. Man braucht kaum zu erwähnen, dass sich die Sichtung allein schon wegen dieser Schauspieler gelohnt hätte, aber sicher nicht nur deswegen. Auch der Autor lohnt sich heute noch." (PR, Das Filmarchiv)
Hörzu 2/1959, Seite 36: "[...] wobei vom Dichter so wenig zu spüren war, dass man sich fragt, ob Bearbeiter und Regisseur ihn überhaupt verstanden haben. Ein grobschlächtiges Spiel, ohne Zauber, ohne Seele und ganz vordergründig inszeniert. Die größte Zumutung war aber die Qualität des Bildes."
Hören & Sehen 3/1959, Seite 15: "Das Fernsehspiel war zwar keine Offenbarung, aber doch recht handfeste Unterhaltung. Ganz hervorragend Josef Dahmens Vater Roland, ein lebensechter französischer Spießer."

Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos

Die Außenaufnahmen entstanden zum Teil in Travemünde, wo ein finnischer Dampfer und das Hafenbecken passende Kulisse abgaben.
Regie führte Dramaturg, Autor, Regisseur, Schauspieler und NDR-Produktionschef Egon Monk (1927-2007), der zwischen 1960 und 1968 Leiter der Fernsehspielabteilung des NDR war und in dieser Funktion unter anderem Krimiklassiker wie "Die Gentlemen bitten zur Kasse" herstellen ließ.

Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Vater Roland Josef Dahmen
Mutter Roland Gisela von Collande
Pierre, Sohn Paul Albert Krumm
Jean, Sohn Helmut Griem
Madame Rosémilly Sascha Keith
Josephine, Dienstmädchen Heidi Leupolt
Apotheker Marowsko Jo Furtner
eine Kellnerin Lore Schulz
ein Matrose Ebrahim Fathi
ein Tapezierer Wilhelm Grothe
Lecanu, ein Notar Walter Grüters
Fernsehspiel von Wolfgang Bentel
nach einer Novelle von Guy de Maupassant
Musik Hans Martin Majewski
Szenenbild Ekkehard Grübler
Produktion Heinz Schwitzke
Regie Egon Monk
eine Produktion des NWRV Hamburg

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 26.12.2020

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