Le Havre zu Beginn des
Jahrhunderts: Familie Roland lebt mit ihren beiden Söhnen in
bürgerlicher Geborgenheit. Pierre und Jean bereiten sich nach Beendigung
ihres Studiums gerade darauf vor, eine Praxis zu eröffnen, der eine als
Arzt, der andere als Rechtsanwalt. Dann aber beschwört ein unerwartete
Erbschaft für Jean eine vergangene und verdrängte Vergangenheit herauf,
die aus den beiden Brüdern Todfeinde macht und eine Familientragödie
auslöst ... (Text:
JO, Die Krimihomepage) |
"Gut gespielte
Guy-de-Maupassant-Verfilmung, allerdings mehr Drama als Krimi" (GP, Die
Krimihomepage, Februar 2020)
"Maupassant konstruiert seine Geschichte sehr feinfühlig und
gleichzeitig konsequent. Hier erleben wir eine unheilvolle Mischung aus
purer Ungerechtigkeit und nebulösen intimen Abgründen, gepaart mit
bekannt negativen menschlichen Eigenschaften wie Neid und Eifersucht.
Helmut Griem beginnt als der blonde Vorzeige-Schönling, dem
sprichwörtlich alles zufällt. Gleichwohl beweist er bereits als der, dem
man seinen Wohlstand nicht gönnen will, dass tiefe Rollen ebenfalls zu
seinem Metier werden würden. Dorthin entwickelt er sich in Ansätzen auch
in diesem kompakten Film schon weiter. Auf der anderen Seite der
Intellektuelle, Paul Albert Krumm. Schon die Stimme einzigartig, weil
sie nie frei klingt. Sie ist belegt von kritischem Geist, wirkt immer
mißtrauisch. Wo er die Szenerie betritt, befüllt er den Raum nicht mit
Strahlkraft, sondern mit Unbehagen. Da er aber kein bösartiger Mensch
ist, nur ein unverstandener, unfair Behandelter, kann er sich in einer
gerechter werdenden Welt, mit dem Gefühl gebraucht zu werden, schnell zu
einem Helfer und Menschenfreund wandeln. Eine besondere antiheldische
Art der Identifikationsfigur. Aus einem positiv-negativ-Element, einer
Erbschaft, die wegen ihrer Einseitigkeit das Gleichgewicht gefährdet,
erwächst ein Familiendrama, weil der vermeintliche Geldsegen böse alte
Wahrheiten aufdeckt. Auch die Elternrollen sind schön besetzt. Gisela
von Collande scheinbar nur als leidende Frau und Mutter (erinnert an "An
heiligen Wassern"), die aber gleichzeitig bedroht ist, von innerer
Schuld aufgefressen zu werden. Josef Dahmen als naiver Patriarch, in
seiner Oberflächlichkeit ein wunderbarer Gegenpol zu den anderen drei,
bis fast zum Ende mehr oder weniger leidenden Charaktere. Da sie sich
aber eine Art Happy End erarbeiten, kann sich der Vater am Ende zu einer
tollen, glücklichen Familie beglückwünschen, weil von den wahren
Ausmaßen der Konflikte gar nichts mitbekommen hat. Auch das ist
ungewöhnlich an solch einer Erzählung, die traditionell ihre Konflikte
meist zuallererst an den Figuren der Patriarchen aufhängt. Auch wenn die
aus Moral-Aspekten gespeisten tiefen inneren Leiden für heutigen
TV-Konsum nicht mehr so zeitgemäß erscheinen mag, gefällt der Film. Man
braucht kaum zu erwähnen, dass sich die Sichtung allein schon wegen
dieser Schauspieler gelohnt hätte, aber sicher nicht nur deswegen. Auch
der Autor lohnt sich heute noch." (PR, Das Filmarchiv)
Hörzu 2/1959, Seite 36: "[...] wobei vom Dichter so wenig zu spüren war,
dass man sich fragt, ob Bearbeiter und Regisseur ihn überhaupt
verstanden haben. Ein grobschlächtiges Spiel, ohne Zauber, ohne Seele
und ganz vordergründig inszeniert. Die größte Zumutung war aber die
Qualität des Bildes."
Hören & Sehen 3/1959, Seite 15: "Das Fernsehspiel war zwar keine
Offenbarung, aber doch recht handfeste Unterhaltung. Ganz hervorragend
Josef Dahmens Vater Roland, ein lebensechter französischer Spießer." |
Die Außenaufnahmen
entstanden zum Teil in Travemünde, wo ein finnischer Dampfer und das
Hafenbecken passende Kulisse abgaben.
Regie führte Dramaturg, Autor, Regisseur, Schauspieler und
NDR-Produktionschef Egon Monk (1927-2007), der zwischen 1960 und 1968
Leiter der Fernsehspielabteilung des NDR war und in dieser Funktion
unter anderem Krimiklassiker wie "Die Gentlemen bitten zur Kasse"
herstellen ließ.
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