Die Krimihomepage | Das deutschsprachige Fernsehkriminalspiel | 1958 | Abendstunde im Spätherbst

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Abendstunde im Spätherbst

Erstsendung (DRS):
Mittwoch, 26.11.1958, 21.00-21.35 Uhr

Regie:
Roger Burckhardt

Dauer:
35' (andere Angaben: 55'), s/w

Inhalt

Maximilian Friedrich Korbes, ein berühmter Kriminalschriftsteller und Nobelpreisträger, erhält in seinem luxuriösen Hotelzimmer eigenwilligen Besuch. Der Herr, ein pensionierter Buchhalter, meint, durch die aufmerksame Lektüre der Korbes-Werke herausgefunden zu haben, nur ein Mörder selbst könne derart präzise diese Verbrechen schildern. Nun hat er genügend Material gesammelt, um den Autoren zu überführen. Korbes bestreitet die Vorwürfe nicht. Reaktionsschnell holt er zum Gegenschlag aus ... Wenig später wird ein neues Meisterwerk von Korbes erscheinen, Held darin: Buchhalter Fürchtegott Hofer ... (Text: © JO, Die Krimihomepage)

Kritik
Die Neuen Zürcher Nachrichten (01.12.1958, 3. Blatt, Nr. 279) urteilten: "Man spürte diesem Zweipersonenstück an, dass es ganz auf Dialog konzipiert, ursprünglich im Radiostudio beheimatet war; die Notwendigkeit, diese kriminalistische Entlarvungsszene auch optisch sichtbar werden zu lassen, wurde nicht zwingend demonstriert. Die etwas ausgefallene Idee des Autors, einen berühmten Schriftsteller für 21 Morde und Selbstmorde, denen er ebensoviele Werke gewidmet hat, in Wirklichkeit persönlich verantwortlich werden zu lassen - ein detektivisch veranlagter kleiner Kollege weist ihm die Reihenverbrechen Punkt für Punkt nach - gibt Gelegenheit zu satirischen Ausfällen auf einen Literaturbetrieb mit Massenauflagen und Nobelpreisen, während das in der Vorlage schlummernde Motiv der Beziehungen zwischen geschriebenem und gelebtem Leben eher ungenutzt bleibt. Immerhin: Dürrenmatts Zwiegespräch sprüht auf dem Fernsehschirm von Bosheiten und satirischen Randglossen und amüsiert auf eine makabre Art. Hätte die Regie das Ganze etwas blutig ernst genommen, dann wäre die Aufführung den Absichten des Autors noch näher gekommen. Walter Kiesler vom Zürcher Schauspielhaus und Max Werner Lenz (letzterer unnötigerweise zu einem fordierten Schweizerhochdeutsch gezwungen) gaben dem sketchartigen Opus exaktes Profil, dem ersten Kameramann Roetheli dankt man eine sinngemäss bewegliche Kameraführung, während zur Stimmung der unheimlichen "Abendstunde im Spätherbst" das strahlend helle Dekor einen nicht ganz überzeugenden Kontrast bildete. Der ferngemimte Einakter bot ein gutes Beispiel dafür, dass Literatur und Unterhaltung sich nicht auszuschließen brauchen. Die Aufführung verriet zudem, wie intensiv und bildschirmgewaltig heute im Studio Bellerive gearbeitet wird."
Zusätzliche Infos & Hintergrundinfos
Gedreht in den Bellerive-Studios. Wiederholt am 20.11.1988 auf 3sat. Ein scharfer Angriff des Schweizer Autors gegen die sogenannte Autorenprominenz und deren Leser.
In den 50ern war der Rundfunk ein wichtiger Auftraggeber für Autoren, so auch für Friedrich Dürrenmatt, der mit "Abendstunde im Spätherbst" sein achtes und letztes Hörspiel verfasste. Diese Textarbeit war von finanzieller Relevanz für die meisten Literaten, so auch für den Schweizer Autoren, der insgesamt sechs seiner acht Hörspiele im Auftrag deutscher Rundfunkanstalten verfasste. Mit dem Hörspielgeld konnte er, wie er später selbst mal in einem Interview sagte, neue Theaterstücke schreiben.
"Abendstunde im Spätherbst" entstand 1956 im Auftrag des NWDR Hamburg, 1958 erhielt es den Prix Italia, den wichtigsten europäischen Hörspielpreis. Im November des Jahres 1959 zeigte das Theater am Kurfürstendamm eine szenische Aufführung des Stücks, wie im Hörspiel und in der TV-Adaption spielte Ernst Schröder auch hier die Titelrolle.
1960 gab es eine Version des NWDR Hamburg mit Ernst Schröder und Friedrich Maurer (Regie: Rudolf Noelte), 1988 spielten Mario Adorf und Horst Bollmann unter der Regie von August Everding in einer Produktion für das ZDF.
Stab

 

Besetzung Aufnahmestab
Maximilian Friedrich Korbes Walter Kiesler
Fürchtegott Hofer Max Werner Lenz
von Friedrich Dürrenmatt
Kamera Willy Roetheli
Szenenbild Guy Dessauges
Regie Roger Burckhardt
eine Produktion des Schweizer Fernsehens DRS

Diese Seite wurde zuletzt bearbeitet am: 23.12.2020

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